FRANKFURT (dpa-AFX) - Zwischen wegweisenden Zinsentscheiden dürfte der tags zuvor stabilisierte Dax am Donnerstag kaum verändert in den Handel starten. Im Nachgang der US-Leitzinserhöhung inklusive eher unklarem Ausblick der Fed sowie vor der Zinsentscheidung der EZB signalisierte der X-Dax eine Stunde vor dem Xetra-Start einen Dax-Start bei 15 813 Punkten, was knapp unter dem Vortagsniveau ist. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird derweil etwas schwächer erwartet.

Am Vorabend hatte die US-Notenbank ihren Leitzins zum zehnten Mal in Folge erhöht und den weiteren geldpolitischen Kurs offen gelassen. In ihrer Erklärung zum Zinsentscheid strichen die Währungshüter zwar eine wichtige Passage, wonach weitere Zinsanhebungen zu erwarten seien. Allerdings wurden zusätzliche Erhöhungen auch nicht explizit ausgeschlossen. Die US-Aktienindizes waren in der Folge am Tagestief aus dem Handel gegangen.

In Europa ist die Tagesagenda am Donnerstag mit Quartalsberichten und Wirtschaftsdaten prall gefüllt. Höhepunkt ist die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am frühen Nachmittag. Als sicher gilt, dass die EZB erneut an der Zinsschraube dreht. Die Spannung ist jedoch groß, ob es eine Erhöhung um 0,25 oder gar nochmals um 0,5 Prozentpunkte gibt.

"Die EZB steht vor der Herausforderung, angesichts eines langsameren Zinserhöhungstempos ein anhaltend falkenhaftes Signal zu senden", schrieb am Morgen die Commerzbank. Nach der Normalisierung des Tempos auf 0,25 Prozentpunkte pro Sitzung stehe das Ende der Zinserhöhungen auf der Agenda. Die Experten vermuten, dass der abwartende geldpolitische Kurs in den USA im EZB-Rat eher die Unterstützer einer lockereren Geldpolitik stärkt.

Die Unternehmensberichte im Dax haben am Donnerstag Licht und Schatten zu bieten. Auffällig waren die Aktien von Rheinmetall : Hier stellten durchwachsene Quartalszahlen und eine bestätigte Prognose die zuletzt vom Kursanstieg verwöhnten Anlegern nicht zufrieden. Für den Kurs ging es vorbörslich um 3,6 Prozent abwärts, nachdem das operative Ergebnis die Erwartungen nicht erfüllt hatte.

Besser sah es nach Zahlen bei Infineon und BMW aus, mit vorbörslichen Gewinnen von bis zu 1,6 Prozent. Bei dem Chipkonzern Infineon lobten Händler starke, über den Erwartungen liegende Quartalszahlen und einen angehobenen Ausblick auf das laufende Quartal. BMW wirtschaftete in der Autosparte überraschend profitabel und beschloss ein weiteres milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm.

Auch von Volkswagen , Henkel , Vonovia , Zalando und Qiagen gab es Quartalsberichte.

Im Nebenwertebereich fiel vorbörslich vor allem New Work negativ auf, mit Kursen mehr als sieben Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs. Wegen einer schwierigen Marktlage rechnet die Mutter des Karrierenetzwerks Xing im laufenden Jahr mit einem geringeren operativen Gewinn. Es sei eine deutliche Abkühlung am Arbeitsmarkt zu spüren, sagte Konzernchefin Petra von Strombeck laut Mitteilung./tih/mis