FRANKFURT (dpa-AFX) - Vor wichtigen US-Inflationsdaten am Nachmittag dürfte der deutsche Aktienmarkt am Dienstag keine großen Sprünge machen. Der X-Dax signalisierte am Montag rund eine Stunde vor dem Handelsstart für den Dax ein Plus von rund 0,1 Prozent auf 15 408 Punkte. Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Eurozone, dürfte ebenfalls marginal zulegen. Schon am Vortag war keine Kauflaune zu spüren, dennoch hatte der Dax im Zuge sinkender Gaspreise letztlich moderat zugelegt. Die weitere Richtung dürften um 14.30 Uhr die mit Spannung erwarteten US-Verbraucherpreise vorgeben. Sie gelten als wichtiger Indikator, wie viele Zinserhöhungsschritte die US-Notenbank noch vornehmen wird, wie Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets bemerkte.

Grundsätzlich dürften die Daten die Einschätzung der US-Notenbank bestätigen, wonach eine Phase sinkender Inflationsraten begonnen hat. "Allerdings ist die Prognoseunsicherheit diesmal etwas größer als sonst", relativierte Commerzbank-Analyst Christoph Balz. Er verwies auf einen neu zusammengesetzten Warenkorb, an dem die Teuerung gemessen wird. Zudem werden die statistischen Saisonfaktoren zur Glättung jahreszeitlicher Schwankungen angepasst. Und schließlich passen viele Anbieter ihre Preise besonders gerne zu Jahresbeginn an.

Unter den Einzelwerten fielen die Aktien von Delivery Hero mit einem vorbörslich hohen Verlust auf, nachdem sich der Essenslieferdienst mit Wandelanleihen frisches Kapital besorgt hatte. Der Erlös von rund einer Milliarde Euro soll zur Finanzierung des Rückkaufs ausstehender Wandelschuldverschreibungen und für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet werden. Ein Händler sprach in einer ersten Reaktion am Morgen von einem "großen Sprung bei den Kreditkosten". Auf der Handelsplattform Tradegate sackten die Papiere von Delivery Hero im Vergleich zum Xetra-Schlusskurs zuletzt um 4,4 Prozent ab.

Der Bausoftwareanbieter Nemetschek erreichte trotz einer im vierten Quartal gedämpften Umsatzentwicklung seine Ziele für 2022. Umsatz und operative Marge lagen damit am unteren Ende der jeweiligen Prognosespanne und im Rahmen der Erwartungen von Analysten. Der Zwischenbericht sei auf den ersten Blick nicht überzeugend, kommentierte ein Händler am Morgen. Die Anteilsscheine von Nemetschek fielen auf Tradegate um 1,2 Prozent.

Sinkende Stahlpreise im Handelsgeschäft brockten dem Industriekonzern Thyssenkrupp im ersten Geschäftsquartal einen Ergebnisrückgang ein. So ging das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) in den drei Monaten bis Ende Dezember um ein Drittel zurück, was jedoch deutlich besser als von Analysten erwartet war. Die Titel gewannen auf Tradegate 0,7 Prozent.

Der Vakuumpumpen-Spezialist Pfeiffer Vacuum erzielte im vergangenen Jahr ein geringeres operatives Ergebnis als erwartet. Die geringe Marge sieht nicht gut aus. Aber Pfeiffer sei ohnehin ein Übernahmekandidat und könne die Verluste im Laufe der Zeit wieder aufholen, hieß es am Morgen aus dem Handel. Die Aktie verlor auf Tradegate 2,1 Prozent.

Der Verbindungstechnik-Spezialist Norma Group übertraf mit einem unerwartet starken Schlussquartal die Erwartungen von Experten. Zudem dürfte eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg für ein deutliches Plus beim Aktienkurs sorgen. Diese hatte am Montagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, dass Norma in das Blickfeld von Übernahmeinteressenten geraten ist. Das Unternehmen habe in den vergangenen Monaten etliche Angebote ausgeschlagen. Zu den Interessenten hätten unter anderem Carlyle, PAI Partners und Triton gehört. Die Papiere schnellten auf Tradegate um 12 Prozent hoch.

Der Industriedienstleister Bilfinger steigerte den Umsatz 2022 um 15 Prozent. Das operative Ergebnis (Ebita) ging jedoch etwa wegen Einmalkosten für das eingeleitete Sparprogramm um 38 Prozent zurück. Das Management plant eine Dividende von 1,30 Euro je Aktie, nach 4,75 Euro für 2021. Die Kennziffern seien deutlich positiver als erhofft, sagte ein Händler in einer ersten Reaktion. Die Bilfinger-Aktien stiegen auf Tradegate um 0,9 Prozent./edh/zb