FRANKFURT (dpa-AFX) - Für den Dax ist zum Ausklang einer schwachen Woche keine Besserung in Sicht. Eine Stunde vor Handelsbeginn deutete der X-Dax als außerbörslicher Indikator auf einen weiteren Kursrückgang um 0,7 Prozent auf 15 875 Punkte hin. Damit würde der deutsche Leitindex seinen Wochenverlust auf knapp drei Prozent ausweiten. Sein Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 wird am Freitag ebenfalls schwächer erwartet.

Nach dem Rekordhoch von 16 427 Punkten vor einer Woche war der Dax am Donnerstag erstmals wieder unter die 16 000-Punkte-Marke gerutscht und bis zum Handelsende darunter geblieben. Charttechnik-Experten sehen aber noch keine allzu große Gefahr. Unterstützungen für den Dax lägen noch etwas tiefer, so der Tenor.

Gründe für die Marktschwäche sind neben einigen Gewinnwarnungen von Unternehmen vor allem die aufgeflammten Zinssorgen, nachdem die US-Notenbank Fed Signale für weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr gegeben hatte. Am Donnerstag hatten zudem die Bank of England und die norwegische Zentralbank ihre Leitzinsen stärker als von Experten mehrheitlich erwartet angehoben.

Am Freitag belasteten zudem Inflationsdaten aus Japan den dortigen Aktienmarkt. Die Teuerung fiel höher als erwartet aus, so dass Marktteilnehmer nun auch bei der bisher sehr expansiven japanischen Zentralbank vermehrt ein Umdenken befürchten. Steigen die Kapitalmarktzinsen, kann dies negative Auswirkungen auf Aktien haben, weil Anleger mit sicheren Anlagen wieder mehr Rendite einfahren und daher riskantere Investitionen umgehen können.

Vor dem Wochenende stehen in Europa und den USA zudem die monatlichen Einkaufsmanager-Indizes für die Industrie und den Dienstleistungssektor auf der Agenda.

Am deutschen Aktienmarkt droht Siemens Energy ein Kurseinbruch. Der Energietechnikkonzern kassierte wegen anhaltender Probleme bei seiner Windturbinentochter Siemens Gamesa seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23. Erst im Mai hatte das Management zum zweiten Mal in diesem Geschäftsjahr die Ergebnisprognose wegen der Schwäche im Windgeschäft gesenkt und höhere Verluste in Aussicht gestellt. Ein Händler sprach von einer sehr schlechten Nachricht für Siemens Energy, die auch die Siemens- Titel etwas belasten dürfte. Der Technologiekonzern ist noch zu mehr als einem Drittel an Siemens Energy beteiligt.

Bei der Hornbach Holding haben derweil schlechtes Wetter zum Start in die Gartensaison und der anhaltende Kostendruck das erste Geschäftsquartal überschattet. Der Umsatz sank um mehr als zwei Prozent, während das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) und der Nettogewinn um über ein Viertel beziehungsweise gut ein Drittel einbrachen. Nachdem der Baumarkt- und Baustoffkonzern bereits vor schwachen Zahlen gewarnt habe, zeichne sich für die Aktien eine weiter verhaltene Stimmung, aber kein Desaster ab, hieß es aus dem Markt.

Beim Versicherer Talanx dürfte eine gestrichene Kaufempfehlung der Privatbank Berenberg auf die Stimmung drücken. Der Pharma-Wirkstoffforscher Evotec könnte hingegen von einer Hochstufung durch Morgan Stanley profitieren. Die US-Bank empfiehlt die Aktien nun mit "Overweight" und schraubte das Kursziel von 22 auf 29 Euro hoch - damit liegt es 42 Prozent über dem Schlusskurs vom Donnerstag./gl/jha/