FRANKFURT (dpa-AFX) - Nachdem der Dax am Montag den größten Tagesverlust seit Mitte Dezember verbuchte, wird am Dienstag eine Stabilisierung der Aktienkurse erwartet. An der New Yorker Wall Street hat sich die Lage bereits etwas beruhigt. Der technologielastige Nasdaq 100 legte am Vortag sogar zu. Der US-Finanzsektor, allen voran die Bankenbranche, war jedoch wegen des Ausfalls dreier Regionalbanken nochmals unter die Räder geraten. Die Reaktion der US-Regierung und der US-Notenbank Fed, die Kunden der Banken auf Kosten von Aktionären und Gläubigern zu schützen, dürfte für den Moment jedoch "die richtige Entscheidung gewesen sein", beurteilte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets die aktuelle Situation.

Knapp eine Stunde vor dem Börsenauftakt signalisiert der X-Dax für den deutschen Leitindex ein kleines Plus von 0,13 Prozent auf 14 978 Punkte. Tags zuvor war der Dax erstmals seit Ende Januar unter die Marke von 15 000 Punkten gerutscht. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , wird am Dienstag ebenfalls stabil, aber leicht im Minus erwartet. Er hatte zum Wochenauftakt ebenfalls etwas mehr als drei Prozent eingebüßt.

Das Umfeld habe sich mit dem Kollaps der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in den USA mittlerweile komplett geändert, schrieb Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Die Nervosität sei so groß wie lange nicht. "Im Moment weiß einfach niemand, ob das ein auf wenige Institute begrenzter Zwischenfall ist oder doch der Anfang einer neuen großen Krise", erklärte er die Sorgen der Anleger. Die anstehenden Notenbanksitzungen, die der EZB und der Fed, dürften damit noch brisanter werden. "Ein langsameres Tempo oder gar ein vorzeitiges Ende der Zinserhöhungen erscheinen wieder möglich. Entscheidend für die Börsen wird darüber hinaus sein, wie die Notenbanken den Kollaps verbal einordnen." Umso zentraler seien daher die an diesem Dienstag anstehenden Daten zur Inflation in den USA im Februar.

Detaillierte Jahreszahlen legten aus dem Dax VW vor und teilte dabei auch mit, in den kommenden fünf Jahren einen noch größeren Anteil seines Investitionsbudgets in Elektroautotechnik und Digitalisierung stecken zu wollen. Vorbörslich bewegten sich die Aktien auf Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss am Vortag kaum.

Aus dem MDax meldete sich Fraport zum abgelaufenen Jahr zu Wort und gab auch einen Ausblick. Nach dem stark gewachsenen Passagierverkehr im vergangenen Jahr rechnet der Frankfurter Flughafenbetreiber für 2023 mit einer weiteren Erholung von der Corona-Krise. Die Aktionäre sollen allerdings wegen der weiterhin hohen Schulden infolge der Corona-Krise auch für 2022 und 2023 keine Dividende erhalten. Für die Papiere ging es auf Tradegate um etwas mehr als ein Prozent nach oben.

Einen Verlust von etwas mehr als drei Prozent dagegen verzeichneten die Anteile von Wacker Chemie auf Tradegate. Der Spezialchemiekonzern gab Details zum abgelaufenen Jahr bekannt und rechnet für 2023 zugleich mit deutlichen Geschäftseinbußen. Die durchschnittlichen Analystenschätzungen liegen beim Umsatz eher am unteren Ende der Spanne, beim Gewinn eher am oberen. Trotz der schwierigen Perspektiven soll die Dividende auf den Rekordwert von 12 Euro je Aktie steigen.

Der Arzneimittelhersteller Dermapharm verfehlte seine selbstgesteckten Ziele für 2022 leicht, was die Aktie vorbörslich unter Druck brachte. Das Unternehmen aus dem SDax hatte in der Pandemie durch die Auftragsproduktion von Corona-Impfstoffen für den Hersteller Biontech aus Mainz eine Sonderkonjunktur erlebt. Dieser Rückenwind lässt wie überall in der Branche auch bei Dermapharm nach. Gleichwohl soll der Umsatz in diesem Jahr steigen, das bereinigte operative Ergebnis dagegen aber sinken.

Umstufungen könnten ebenfalls bewegen. So strich die französische Societe Generale (SocGen) ihre Verkaufsempfehlung für die Aktien von Heidelberg Materials und hob das Kursziel deutlich auf 70 Euro an, was noch ein Kurspotenzial von 14 Prozent bedeuten würde. Nach dem von Kosten- und Volumendruck sowie Gegenwind aus den Schwellenländern geprägten Vorjahr sollten sich die Bruttomargen des Baustoffkonzerns 2023 verbessern, schrieb Analyst Yves Bromehead.

Die US-Bank JPMorgan ist dagegen für Brenntag nun skeptischer gestimmt und stufte die Papiere auf "Neutral" ab. Analyst Chetan Udeshi sieht die Geschäftsentwicklung des Chemikalienhändlers im ersten Quartal skeptisch und ist auch vorsichtiger geworden, was die Gewinnentwicklung im gesamten Jahr angeht./ck/tih