FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax dürfte am Donnerstag mit leichten Gewinnen in den Tag der Leitzinsentscheidung in der Eurozone starten. Eine Stunde vor Handelsbeginn signalisierte der X-Dax für den deutschen Leitindex ein kleines Plus von 0,2 Prozent auf 15 682 Punkte. Die Nervosität vor dem wohl wichtigsten Ereignis der Woche ist hoch: Am Vortag war das Börsenbarometer zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mitte August gefallen, hatte sich dann aber wieder etwas gefangen. Daten zur US-Inflation hatten die Anleger dagegen recht kaltgelassen. Für die bisherige Woche steht damit aktuell ein Minus von gut einem halben Prozent im Dax zu Buche.

Auch in Europa steuern die Märkte am Donnerstagmorgen auf einen Auftakt mit moderaten Zuwächsen zu. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wurde zuletzt ebenfalls mit plus 0,2 Prozent erwartet.

Mit Blick auf die Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) wird es spannend: Experten sind sich so uneins wie nie, und auch an den Finanzmärkten ist die Ungewissheit groß, wie sich die Währungshüter entscheiden werden. Setzen die Notenbanker ihren Inflationskampf mit einer weiteren Anhebung der Leitzinsen fort - oder halten sie erstmals seit Beginn der Zinsstraffung im Sommer 2022 still? Für die EZB gilt es, zwischen der sich eintrübenden Konjunktur und dem nach wie vor hartnäckigen Preisauftrieb abzuwägen. Am frühen Nachmittag wird der Markt die Antwort wissen. Bis dahin dürften die Anleger wie schon in den vergangenen Tagen weiterhin defensiv agieren.

Für Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gibt es klare Argumente für eine Zinspause: So gebe es etwa hinsichtlich des Inflationsdrucks zumindest auf den Vorstufen klare Entspannungssignale. Die Experten gehen aber davon aus, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde selbst für den Fall, dass die Notenbank den aktuellen Zins beibehält, eines betonen dürfte: "Dass eine Pause nicht mit dem Ende des Zinszyklus verwechselt werden dürfe." Generell dürfte das restriktive Leitzinsniveau noch für längere Zeit erhalten bleiben, glaubt auch Finanzanalyst Christian Reicherter von der DZ Bank.

Auf Unternehmensseite könnten Thyssenkrupp einen Blick wert sein. Der Industriekonzern kündigte eine neue Struktur an und hält zugleich an seinen Plänen fest, das europäische Stahlgeschäft und die Thyssenkrupp Marine Systems zu verselbständigen. Zuletzt war in Medienberichten zur U-Boot-Tochter kolportiert worden, der Konzern verhandele mit einem Finanzinvestor und daneben erwäge auch der Bund den Einstieg mit einem Minderheitsanteil.

Vorbörslich unter Druck gerieten BMW nach einem pessimistischen Kommentar der britischen Barclays-Bank. Auf der Handelsplattform Tradegate verloren die Aktien mehr als ein Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss. Analyst Henning Cosman geht unter anderem davon aus, dass die Margen beim Autobauer mit dem ersten Halbjahr ihren Höhepunkt überschritten haben sollten. Auch sorgt er sich wegen der vergleichsweise starken Abhängigkeit der Münchener vom Geschäft in China, wo die Auto-Konkurrenz stark ist und zugleich die Sorgen um die Konjunktur und die Konsumausgaben zunehmen.

Daneben könnten die Telekommunikationswerte United Internet , 1&1 und Telefonica Deutschland von Kaufempfehlungen durch die Experten der Citigroup profitieren.

Für den Chemiekonzern Lanxess hingegen strichen die Analysten von Morgan Stanley ihr positives Votum. Die Aktien gaben vorbörslich nach. Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex berichtete derweil von einem neuen Auftrag durch den Agrarhandelskonzerns Baywa in Spanien./tav/mis