FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Kursrutsch zur Wochenmitte zeichnen sich für den Dax am Donnerstag weitere Verluste ab. Der X-Dax als außerbörslicher Indikator signalisierte eine Stunde vor Handelsbeginn ein Minus von 0,6 Prozent auf 15 002 Punkte.

Damit könnte der deutsche Leitindex erstmals seit Anfang Oktober wieder unter die Marke von 15 000 Punkten rutschen. Unter dem bisherigen Monatstief von 14 948 Punkten droht ihm erneut ein Tief seit Ende März. Sein Eurozonen-Pendant EuroStoxx 50 , das am Mittwoch auch deutlich nachgegeben hatte, wird am Donnerstagmorgen ebenfalls schwächer erwartet.

"Die Stimmung ist überall schlecht", sagte Marktanalyst Stephen Innes von SPI Asset Management. Die asiatischen Börsen folgten der bereits schwachen Wall Street - dominiert von Zinssorgen und der Angst vor einer weiteren Eskalation in Nahost. Zudem seien die Immobilienpreise in China so stark gefallen wie seit einem Jahr nicht, was die Wirksamkeit von Stützungsmaßnahmen der Regierung infrage stelle.

Aktuelle Marktdaten zeigten auch, dass chinesische Anleger in großem Stil US-Anleihen und Aktien verkaufen. US-Anleiherenditen erhielten dadurch einen neuen Schub, was tendenziell die Attraktivität von Aktien schmälert.

Mit SAP und Deutsche Börse hatten bereits am Mittwochabend zwei weitere deutsche Unternehmen Quartalszahlen vorgelegt. Der Softwarekonzern berichtete über ein starkes Wachstum im Zukunftsgeschäft in der Cloud und bestätigte seine Jahresziele. Die Walldorfer hätten besser abgeschnitten als von ihm befürchtet, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Knut Woller von der Baader Bank sah das operative Ergebnis (Ebit) dank des starken Lizenzengeschäfts über den Erwartungen - einzig die Cloud-Erlöse hätten ein wenig enttäuscht. Die Aktien legten daraufhin vorbörslich zu.

Bei der Deutschen Börse laufen die Geschäfte unter anderem dank der hohen Zinsen weiter gut. Da zudem die Übernahme von Simcorp unter Dach und Fach ist, erhöhte der Konzern erneut die Prognose. Die damit verbundenen Sonderkosten hätten allerdings dafür gesorgt, dass die Quartalsergebnisse hinter den Erwartungen zurückgeblieben seien, hieß es aus dem Markt. Berenberg-Analyst Peter Richardson senkte deshalb auch seine kurzfristigen Schätzungen für das Ergebnis je Aktie - er erwartet erst ab 2025 einen Gewinnbeitrag der Akquisition.

Der Labor- und Pharmazulieferer Sartorius berichtete wegen der anhaltend gedämpften Investitionslaune seiner Kunden einen Gewinneinbruch. Er hatte bereits in der vergangenen Woche seine Prognosen für das laufende Jahr gesenkt, unter anderem weil der Lagerbestandsabbau in den Abnehmerbranchen sich länger hinzieht als gedacht.

Für die Aktien der Online-Apotheke Redcare Pharmacy ging es vorbörslich bergab, nachdem Konkurrent DocMorris bei der Veröffentlichung seiner Quartalszahlen den Umsatzausblick gesenkt hatte.

Wegen einer geplanten Kapitalmaßnahme fielen ansonsten noch die Uniper-Aktien vorbörslich mit einem Kursrutsch um etwa ein Drittel auf./gl/tih