FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger wagen sich am Dienstag vor Inflationszahlen aus den USA vorsichtig aus der Deckung. Gegen Mittag wurden sie etwas mutiger, wie der Dax zeigte. Mit einem Anstieg um 0,73 Prozent auf 14 411,66 Punkte setzte er sich nach verhaltenem Auftakt zuletzt etwas klarer ins Plus ab. Er schaffte es wieder knapp über die 21-Tage-Linie, die unter Investoren ein beliebter Indikator für den kurzfristigen Trend ist.

Der MDax brachte es zuletzt auf ein Plus von 0,68 Prozent auf 25 660,35 Punkte, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,8 Prozent zulegte. In New York waren die Anleger am Vorabend bereits mutiger geworden, wie der 1,6 Prozent festere Dow Jones Industrial zeigte. Indikationen deuten nun darauf hin, dass die Kursgewinne dort mehr als verteidigt werden.

"Die kommenden Tage sind richtungsweisend", sagte am Morgen der Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG. "Inflationsdaten und Zinserhöhungen könnten darüber entscheiden, ob die Jahresendrally stattfinden wird oder nicht", fügte er an. Die Spannung an den Handelsplätzen sei förmlich zu spüren. Craig Erlam vom Broker Oanda sprach von "hektischen 72 Stunden", die den Anlegern bevorstehen.

Am Dienstag wird mit einem weiteren Rückgang der hohen Teuerung in den USA gerechnet. Dies würde der US-Notenbank Fed Anlass zur Hoffnung geben, dass der Höhepunkt der Teuerung überschritten ist. Von den amerikanischen Währungshütern wird am Mittwoch mit 0,50 Prozentpunkten eine etwas kleinere Zinserhöhung als zuletzt erwartet. Laut Erlam werden aber auch Begleitaussagen wichtig, da mit ihnen "die Weichen für das nächste Jahr gestellt werden."

Auf Aktienseite sorgte die Lufthansa für Aufsehen mit einem erneut angehobenen Ausblick. Ein Plus von 3,7 Prozent hievte die Titel der Fluggesellschaft auf den höchsten Stand seit Monaten, erstmals seit August 2021 wurden die Anteile zeitweise wieder über der Acht-Euro-Marke gehandelt. Angesichts der weiteren Erholung der Ticketnachfrage nach der Corona-Krise soll der operative Jahresgewinn nun rund 1,5 Milliarden Euro erreichen. Erst im Oktober war die Prognose auf mehr als eine Milliarde verdoppelt worden.

Gemeinsam mit der Lufthansa rückten auch Fraport positiv ins Rampenlicht. Hier stiegen die Titel um 2,3 Prozent - auch begünstigt davon, dass Oddo BHF mit einer Hochstufung auf "Neutral" seine bisher pessimistische Haltung aufgab. Der Frankfurter Flughafenbetreiber sei am besten positioniert, um einen hohen Kostenanstieg abfedern zu können.

Ansonsten waren die Papiere von Wacker Chemie nach einer Hochstufung durch die UBS besonders auffällig mit einem Kursanstieg um 6,5 Prozent. Die Kaufempfehlung für den Spezialchemiekonzern begründete der Experte Andrew Stott in einer Sektorstudie unter anderem mit der zuletzt unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der Aktie. Zudem könnte Wacker von den politischen Bestrebungen in puncto Energiewandel profitieren.

Software-Aktien waren wegen einer guten Vorlage aus den USA noch einen Blick wert. Dort hatte das Cloud-Geschäft dem SAP -Konkurrenten Oracle zu einem Umsatzsprung verholfen. Die Aktien der Walldorfer profitierten davon aber mit einem Anstieg um ein halbes Prozent nur zögerlich. Sie wurden gebremst von einer gestrichenen Kaufempfehlung. Der Warburg-Analyst Andreas Wolf betonte dabei seine Ansicht, dass die mittelfristigen Ziele von SAP ambitioniert seien./tih/jha/

- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX -