FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der Erholungsrally der vergangenen zwei Wochen gehen die Anleger am Montag an deutsche Aktien etwas vorsichtiger heran. Im Hinblick auf die verfestigte Erwartung einer baldigen Zinssenkung in den USA warten sie darauf, welche Erkenntnisse Ende dieser Woche das jährliche Notenbankertreffen in Jackson Hole mit sich bringen wird.

Der Dax schwankte am Montagmorgen im engen Rahmen um sein Vortagsniveau. Er könnte aber bereits den zehnten positiven Handelstag in Folge eintüten, denn gegen Mittag kam der Leitindex mit 18.348,32 Punkten auf ein knappes Plus von 0,1 Prozent. Der MDax legte 0,23 Prozent auf 24.868,37 Zähler zu und für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,3 Prozent nach oben.

Laut Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners dürfte es für den Dax schwierig werden, an die exzellente Vorwoche mit einem Anstieg um 3,4 Prozent anzuknüpfen. "Eine noch längere Gewinnserie gab es zuletzt vor zehn Jahren, im Jahr 2014", sagte Altmann mit Blick auf bislang neun Gewinntage. Ein Großteil des Kursrutsches, der den Leitindex Anfang August bis nahe an die 17.000 Punkte gedrückt hatte, ist wieder ausgeglichen.

Vor knapp zwei Wochen hatten Rezessionssorgen, der Nahost-Konflikt und geplatzte Spekulationen am Devisenmarkt die Börsen weltweit erschüttert. Die Rezessionsängste haben nach zuletzt durchaus positiven Wirtschaftsdaten aus den USA jedoch nachgelassen. Mit Blick auf das alljährliche Notenbanker-Treffen im Bundesstaat Wyoming sind die Anleger gespannt, ob sich US-Notenbankchef Jerome Powell zu einer Zinssenkung im September bekennen wird.

Am Montag standen vor allem die Aktien von Rüstungskonzernen im Fokus. Nach einem Anstieg um bis zu 28 Prozent binnen zwei Wochen und einer Annäherung an ihr Rekordhoch sanken die Titel von Rheinmetall um 2,6 Prozent. Auch für andere Branchenwerte ging es bergab, wie die Titel von Hensoldt und Renk zeigten mit Abschlägen von etwa vier Prozent.

Belastet wurden die Rüstungswerte von unklaren Aussichten für die militärische Unterstützung der Ukraine. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte in einem Brief an Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) geschrieben, "neue Maßnahmen" dürften nur eingegangen werden, wenn in den Haushaltsplänen für dieses und die kommenden Jahre "eine Finanzierung gesichert ist". Das Finanzministerium zeigt sich allerdings weiter gesprächsbereit.

Dagegen gibt es unter Anlegern Fantasie, dass weiterhin Geld in die Förderung von Biomasse fließen könnte. Davon profitierten die Verbio -Aktien, deren Erholung vom Tief seit 2020 sich um zehn Prozent fortsetzte. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat ein "umfassendes Biomassepaket" angekündigt. "Biogas kann im zukünftigen Energiesystem weiter eine wichtige Rolle spielen", sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Ein düsterer Tag ist der Montag für die Varta-Aktionäre, die im Zuge eines Sanierungsplans für den Batteriehersteller, der mit einem Schuldenschnitt einhergehen soll, wohl leer ausgehen werden. Denn das Grundkapital soll auf null Euro herabgesetzt werden. Der Plan ist dann, dass unter anderem der Sportwagenbauer Porsche AG eine rettende Hand werden soll. Der Varta-Kurs brach um fast die Hälfte ein, in der Spitze sogar um 80 Prozent. /tih/mis

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---