FRANKFURT (dpa-AFX) - Der anhaltende US-Schuldenstreit hat die Abwärtsdynamik beim Dax am Mittwoch beschleunigt. Der deutsche Leitindex weitete im Handelsverlauf seine Verluste aus und büßte zuletzt 1,71 Prozent auf 15 876,32 Punkte ein. Damit steuert er nach dem Rekordhoch von 16 331 Punkten am Freitag auf den dritten schwachen Tag in Folge zu.

Der MDax der mittelgroßen Unternehmen gab zur Wochenmitte um weitere 1,82 Prozent auf 26 890,79 Punkte nach, und der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor 1,77 Prozent auf 4265,35 Punkte.

"Angesichts des immer kürzeren Zeitfensters bis zum Tag der potenziellen Zahlungsunfähigkeit werden die Anleger sukzessive nervöser", kommentiert Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners die Lage mit Blick auf die USA. Nach Prognosen des US-Finanzministeriums droht ab Anfang Juni ein Zahlungsausfall der US-Regierung, sollte die Schuldenobergrenze nicht erhöht werden - auch wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, diesen Tag X zu verhindern. Dazu gehört die Priorisierung von Ausgaben, dass also etwa Rentenzahlungen (zeitweise) ausfallen, damit man die Auslandsschulden bedienen kann.

Neben dem US-Schuldenstreit stand das Ifo-Geschäftsklima im Fokus, das sich im Mai erstmals seit einem halben Jahr wieder eingetrübt hatte. Nach Einschätzung von Experten ist der Dämpfer beim wichtigsten deutschen Konjunkturbarometer kein Ausreißer. Sie wollen eine Rezession in der zweiten Jahreshälfte nicht ausschließen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer verwies auf andere wichtige Frühindikatoren und die Auftragseingänge, die sich zuletzt alle klar nach unten bewegt haben.

Am Abend wird noch das Protokoll zur letzten Sitzung der US-Notenbank Fed veröffentlicht. Nachdem Fed-Chef Jerome Powell die Möglichkeit einer Pause im Zinserhöhungszyklus in den Raum gestellt habe, habe der Markt zunächst eine Reihe von Zinssenkungen eingepreist, so die Experten der Landesbank Helaba. Doch "inzwischen sind die Zinserwartungen wieder gestiegen, und Zinserhöhungen im Juni und Juli werden marktseitig nicht mehr ausgeschlossen, wenn auch mit geringen Wahrscheinlichkeiten".

Nach einer Verkaufsempfehlung der US-Investmentbank Goldman Sachs, die zudem das Kursziel auf 15 Euro halbierte, setzten die Titel des Batterieherstellers Varta ihre Talfahrt fort und sackten auf ein Rekordtief ab. Zuletzt waren sie mit einem Minus von 11,5 Prozent auf 16,57 Euro abgeschlagenes Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDax . Varta kämpfe weiter mit Überkapazitäten für sein wichtigstes Produkt CoinPower (Lithium-Ionen-Knopfzellen) und könnte die eigenen Jahresziele verfehlen, erklärte Analyst Philipp Konig.

Der Ticketverkäufer CTS Eventim legte vollständige Zahlen für das erste Quartal vor, die eine deutliche Gewinnsteigerung belegten. Die gut gelaufenen Aktien gaben dennoch nach, dämmten ihr Minus aber auf 3,2 Prozent ein. Als Begründung für den Kursrückgang wurde ins Spiel gebracht, dass CTS trotz des guten Jahresauftakts nicht optimistischer geworden ist und die grob gesteckten Ziele für 2023 lediglich bestätigt hat. Analysten zeigten sich in ihren Reaktionen aber durchaus zufrieden.

Rüstungstitel setzten ihre Korrektur fort. Im Dax sackten Rheinmetall bis in den Bereich der Chart-Unterstützung um 240 Euro ab und verloren damit in zwei Tagen mehr als neun Prozent - zuletzt stand ein Minus von 2,3 Prozent zu Buche. Vom Rekord im April bei gut 281 Euro korrigierten sie bereits 15 Prozent. Der MDax-notierte Branchenkollege Hensoldt verzeichnete am Mittwoch ein weiteres Minus von diesmal 3,6 Prozent.

Dagegen verteuerten sich Evonik -Titel an der MDax-Spitze um 3,2 Prozent. Die Meldung eines Branchendienstes über steigende Methionin-Spotpreise in Europa halfen laut einem Experten.

Der Euro konnte sich etwas stabilisieren und kostete zuletzt 1,0792 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0779 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,50 Prozent am Vortag auf 2,48 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,17 Prozent auf 125,32 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,07 Prozent auf 134,15 Zähler./gl/jha/

- Von Gerold Löhle, dpa-AFX -