PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag ihre Vortagesverluste aufgeholt. Die Gewinne zahlreicher Index-Schwergewichte ließen den Leitindex EuroStoxx 50 gegen Mittag um 1,4 Prozent auf 4406,34 Punkte steigen. Für den französischen Cac 40 ging es um 1,34 Prozent auf 7412,96 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 hinkte dagegen mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 7695,78 Punkte hinterher. Hier hinterließen die Verluste der Ölwerte Spuren.

Mit den Gewinnen zogen die Börsen ein positives Fazit der US-Notenbanksitzung am Vorabend. "War bei der Fed bislang noch von seriellen und mehreren Zinsanhebungen bis zum Jahresende die Rede, will man nun lediglich Daten abwarten und beobachten und nur gegebenenfalls reagieren", stellte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets fest. "Folgerichtig steigen die Börsen, da das Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA jetzt näher scheint." Zudem erwarteten die Investoren auf der Sitzung im März 2024 bereits die erste Leitzinssenkung.

Ob schon zu viele Vorschusslorbeeren verteilt werden, muss sich freilich noch zeigen. "Die US-Notenbank hat weitere Maßnahmen nicht ausgeschlossen", betonten die Volkswirte der Helaba. "Entscheidend wird sein, wie sich die Inflation und die Konjunktur entwickeln."

Zunächst richtet sich das Interesse jedoch auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank, deren Ergebnisse am Nachmittag mitgeteilt werden. Entscheidend werden dabei die Aussagen zur weiteren Entwicklung sein. "Wir gehen daher davon aus, dass der EZB-Rat für die September-Sitzung eine neutrale Haltung einnimmt. Das würde signalisieren, dass eine weitere Zinserhöhung zwar möglich, aber noch nicht beschlossen ist", prognostizierten die Volkswirte des Vermögensverwalters Vanguard. "Mit einer Zinssenkung rechnen wir hingegen frühestens im zweiten Halbjahr 2024."

Von den Zinshoffnungen profitierten die zinssensiblen Technologiewerte. Das Schwergewicht ASML gewann 3,5 Prozent. Der südkoreanische Elektronikriese Samsung erwartet, dass sich die Halbleiter-Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte schrittweise erholen wird. Nach durchwachsenen Quartalszahlen berappelten sich auch STMicroelectronics von anfänglichen Verlusten und drehten mit 3,8 Prozent deutlich ins Plus.

Auch der Branchenprimus Nestle war gefragt. Der Schweizer Lebensmittelkonzern war im ersten Halbjahr erneut deutlich gewachsen und hatte dabei von höheren Preisen profitiert. Die Aktie stieg um 1,8 Prozent. Bauwerte zogen dank der Zahlen von Holcim deutlich an. Der Baustoffkonzern hatte seine Profitabilität deutlich gesteigert. Die Aktie gewann 2,6 Prozent.

Auch Medienwerte waren gefragt. Gute Geschäfte mit Datenbanken und Online-Diensten hatten den britischen Medien- und Dienstekonzern Relx im ersten Halbjahr angetrieben. Der mit Abstand wichtigste Sektorwert zog um 3,8 Prozent an.

Im ansonsten soliden Pharmasektor hinkten dagegen Roche mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent hinterher. Der wegfallende Umsatz mit Corona-Medikamenten und Nachahmerprodukte hatte das erste Halbjahr des schweizerischen Pharmakonzerns belastet. Vor allem in der Diagnostiksparte brachen die Einnahmen ein. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte das Management dennoch.

Am Ende des Feldes lagen die Ölwerte. Hier belasteten die Verluste der Shell -Aktie von 1,5 Prozent. Das Unternehmen hatte im zweiten Quartal wegen der gesunkenen Gas- und Ölpreise deutlich weniger verdient als vor einem Jahr und auch zum Jahresauftakt. Gefallene Preise für Öl und Gas hatten zudem beim französischen Energiekonzern Totalenergies im zweiten Quartal zu einem Gewinnrückgang geführt./mf/jha/