PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag die verhaltene Entwicklung vom Vortag fortgesetzt. Der EuroStoxx 50 gewann am Mittag knapp 0,1 Prozent auf 4318,35 Punkte. Der französische Cac 40 sank um 0,1 Prozent auf 7358,32 Zähler, während der britische FTSE 100 kaum verändert war.

Die Zurückhaltung hat guten Gründe. "Immerhin stehen am Freitag die monatlichen Arbeitsmarktdaten aus den USA im Terminkalender, die für ordentlich Bewegung in beide Richtungen sorgen könnten", merkte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets an.

Inflationszahlen brachten zunächst einmal kaum frische Impulse. Der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone hatte sich im August nicht weiter abgeschwächt. Die Jahresinflationsrate verharrte bei 5,3 Prozent. Analysten hatten mit einem Rückgang der Rate auf 5,1 Prozent gerechnet. Das Inflationsziel der Europäische Zentralbank (EZB) von mittelfristig zwei Prozent wird damit nach wie vor klar überschritten.

"Das Inflationsproblem hat sich für die EZB bei weitem noch nicht erledigt. In Frankreich ist beispielsweise die Teuerungsrate im August merklich angestiegen", betonte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Auch der Rückgang der Kerninflationsrate sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Eine Kerninflationsrate von 5,3 Prozent sei alles andere als beruhigend, so Gitzel.

An der Spitze der Einzelsektoren stand die Branchenindix der Immobilienwerte, gefolgt von dem der Finanzdienstleister nach starken Zahlen der UBS . Der Rekordgewinn im zweiten Quartal durch die Notübernahme ihrer gescheiterten Rivalin Credit Suisse kam an der Börse gut an.

Da der Kaufpreis für die ehemals zweitgrößte Schweizer Bank deutlich unter dem Buchwert gelegen hatte, verdiente die UBS unter dem Strich 28,9 Milliarden US-Dollar (26,5 Mrd Euro). Analyst Benjamin Goy von der Deutschen Bank lobte das erste Zahlenwerk nach der Credit-Suisse-Übernahme als insgesamt positiv. Die UBS-Aktie stieg um 4,6 Prozent.

Auf weniger Gegenliebe stießen dagegen die Zahlen von Pernod Ricard . Der Spirituosenhersteller rechnet im laufenden Geschäftsjahr (Ende 30. Juni) nur mit einem allmählich steigenden Umsatz. Im ersten Quartal bis Ende September dürfte das Geschäft im Vergleich zum starken Vorjahr noch etwas schwächeln. Gerade in den USA klinge der Nachfrage-Boom nach hochpreisigen Spirituosen aus den Höhepunkten der Corona-Pandemie ab. Auch der Konkurrent Remy Cointreau hatte zuvor vor einem schwierigen US-Geschäft gewarnt. Die Aktie sank um 4,4 Prozent und zog auch den Sektor der Nahrungs- und Genußmittel nach unten.

Für Unruhe sorgte zudem ein Pressbericht zu Glencore . Der Rohstoffhändler sieht sich wegen Verfehlungen in der Vergangenheit mit einer wachsenden Zahl an Schadensersatzforderungen durch Investoren konfrontiert, wie die Financial Times am Donnerstag berichtete. Die Aktie verlor drei Prozent./mf/mis