PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die Euphorie an Europas wichtigsten Börsen über das Ende des US-Schuldenstreits ist am Montag merklich abgeklungen. Analyst Christian Henke vom Broker IG sprach von einer Rückkehr der Anleger zur Normalität, in welcher die Zinspolitik wieder in den Mittelpunkt rücke. Auch von durchwachsenen Konjunkturdaten kamen zu Wochenbeginn keine Impulse für weitere Kursgewinne. Zudem äußerten sich mit Morgan Stanley und der UBS zwei große Banken skeptisch zu den weiteren Aussichten am Aktienmarkt.

Gegen Mittag bewegte sich der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 bei 4322,77 Punkten kaum von der Stelle. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,1 Prozent auf 7260,70 Punkte nach unten. Etwas besser schlugen sich der moderat freundliche Zürcher Swiss Market Index (SMI) sowie der britische FTSE 100 , der um 0,5 Prozent auf 7643,27 Punkte zulegte.

Experte Henke meint, der monatliche US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag könnte trotz der überraschend deutlich gestiegenen Beschäftigung Hoffnungen auf eine Zinspause der US-Notenbank Fed schüren. Denn erfreulich für die Währungshüter sei die stärker als erwartet gestiegene Arbeitslosenquote, welche zeige, dass "die Zinserhöhungen zeitverzögert ihre Wirkung zu zeigen scheinen". Daher rechne eine große Mehrheit der Beobachter am 14. Juni mit keiner US-Zinserhöhung.

Im europäischen Branchenvergleich hielten sich die Kursausschläge am Montag in Grenzen. Zu den größten Gewinnern im Stoxx Europe 600 zählte der Subindex der Öl- und Gaskonzerne : Er stieg um 0,8 Prozent und folgte damit den anziehenden Ölpreisen, nachdem Saudi-Arabien zum Ende einer turbulenten Opec-Sitzung eine einseitige deutliche Förderkürzung angekündigt hatte.

Ebenfalls im Plus präsentierten sich die Indizes der weiter erholten Immobilienunternehmen sowie der Telekommunikationsbranche .

Letzterer war am Freitag auf ein Tief seit Januar abgerutscht, nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg aus informierten Kreisen berichtet hatte, der US-Einzelhandelsriese Amazon wolle den dortigen Mobilfunkmarkt aufmischen. JPMorgan-Branchenexperte Akhil Dattani blieb in seinem Kommentar allerdings recht gelassen. Immerhin hätten AT&T , T-Mobile und auch Verizon inzwischen dementiert, mit Amazon entsprechende Gespräche zu führen. Zudem habe auch ein Amazon-Sprecher erklärt, dass das Thema Mobilfunk für Prime-Kunden nicht auf der Agenda stehe.

Zu Europas Verliererbranchen gehörten am Montag indes die seit Jahresbeginn mit am besten gelaufenen Technologie- sowie Reise- und Freizeittitel . Letztere konnten nicht davon profitieren, dass der Dachverband der Fluggsellschaften Iata seine Prognosen für die Branchengewinne im laufenden Jahr mehr als verdoppelte.

Gemieden wurden aber auch die als defensiv geltenden Konsumgüter- und Lebensmittelhersteller ./gl/jha/