PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Freitag weiter nachgegeben. Gegen Mittag verlor der EuroStoxx 50 0,48 Prozent auf 4283,62 Punkte. Der französische Cac 40 sank um 0,27 Prozent auf 7183,56 Zähler, während der britische FTSE 100 um 0,19 Prozent auf 7487,80 Punkte nachgab.

Mit den Verlusten setzte sich die Konsolidierung an den europäischen Aktienmärkten fort. Neben Zinssorgen gab es auch Warnsignale von der Konjunktur. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Euroraum war im Juni einer ersten Schätzung zufolge ebenso wie der Index für den Dienstleistungssektor weiter gefallen. "Der Dienstleistungssektor kommt jetzt auch ins Straucheln", stellte Volswirt Thomas Gitzel von der VP Bank fest. "Derzeit ist er noch die Stütze der Konjunktur. Doch dieser wichtige Pfeiler scheint mit Blick auf das zweite Halbjahr wegzufallen."

An der Spitze der Verlierer standen die Ölwerte. Sie setzten ihre Korrektur angesichts der trüben Konjunkturaussichten fort. "Der Ölmarkt hat sich zuletzt vor allem auf die Nachfrageentwicklung konzentriert: Sorgen vor einem konjunkturell und strukturell schrumpfenden Bedarf in den Industrieländern und einer möglicherweise enttäuschenden Nachfrageerholung in China belasteten den Preis", stellten die Rohstoffanalysten der Commerzbank fest. Allerdings könnte ein Vorzeichenwechsel anstehen, denn "in den kommenden Wochen dürften die Angebotssorgen zunehmen: Zum einen will Saudi-Arabien im Juli nochmals um 500 000 Barrel pro Tag drosseln. Zum anderen sind die Bohraktivitäten in den USA seit Ende November um zehn Prozent zurückgefallen und ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht."

Auch Rohstoffwerte verzeichneten Verluste. Laut JPMorgan-Analyst Dominic O'Kane steht Europas konjunktursensiblen Stahl- und Bergbauunternehmen Ungemach aus China bevor. Die chinesischen Stahlexporte dürften sich im Juni weiter beschleunigt und 10 Prozent der heimischen Jahresproduktion beziehungsweise 75 Prozent der Produktion in der EU erreicht haben, schätzt der Experte. Damit drohten Produktionsrestriktionen und Quoten, welche schlecht für die Eisenerznachfrage wären, sowie Gegenwind für die Stahlpreise außerhalb Chinas. Für ArcelorMittal , Rio Tinto und BHP befürchtet O’Kane negative Auswirkungen der Mitte Juli anstehenden Daten und verlieh diesen Werten daher den Status "Negative Catalyst Watch".

Bankaktien standen ebenfalls unter Druck. Die anhaltenden Zinserhöhungen der internationalen Notenbanken und die Aussicht auf weitere Schritte hatten Sorgen über das Kreditwachstum entfacht. Santander sanken um 2,3 Prozent, BNP um 1,5 Prozent.

Unter den Nebenwerten knickten Vestas um 5,1 Prozent ein, nachdem der Energietechnikkonzern Siemens Energy mit dem Windanlagenbauer Siemens Gamesa wegen anhaltender Probleme bei der Tochter seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen hatte.

Besser sah es bei den Pharmawerten aus. Der Sektor profitierte ähnlich den Versorgern und den Nahrungsmittelherstellern von seinen defensiven Qualitäten. Doch nicht nur das. Von GSK gab es zudem positive Nachrichten. Der britische Pharmakonzern hatte im Rechtsstreit um das Magenmedikament Zantac erstmals einen Vergleich geschlossen. Die Briten einigten sich laut einer Mitteilung vom Freitag vertraulich und nannten daher keine Summen. Mit der Einigung wird ein Fall niedergelegt.

In den USA ist eine Vielzahl an Klagen wegen vermeintlicher Krebsrisiken von Zantac anhängig, das unter anderem bei Sodbrennen eingenommen wird. Involviert sind unter anderem die Pharmakonzerne Pfizer aus den USA, die französische Sanofi und Boehringer Ingelheim, da die Markenrechte in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach den Eigentümer gewechselt haben. GSK zogen um 4,4 Prozent an, Sanofi stiegen um ein Prozent./mf/jha/