PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben sich am Montag weiter stabilisiert. Die zeitweise deutlicheren Gewinne schmolzen im Verlauf aber wieder etwas zusammen. Vor den im Wochenverlauf anstehenden US-Inflationszahlen und dem Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) wollten die Anleger nicht zu weit ins Risiko gehen.

Gegen Mittag behauptete der EuroStoxx 50 ein Plus von 0,52 Prozent auf 4259,26 Punkte. Bereits am Freitag hatte er im Einklang mit den stabilisierten US-Börsen moderate Gewinne geschafft und so eine schwache Woche halbwegs versöhnlich beendet. Ähnlich sah es beim französischen Cac 40 aus, der am Montag weitere 0,56 Prozent auf 7281,00 Punkte gewann. Der britische FTSE 100 legte um 0,34 Prozent auf 7503,65 Zähler zu.

Die im Juli überraschend stark gesunkene italienische Industrieproduktion passt ins insgesamt trübe Konjunkturbild der Eurozone. Gleichzeitig macht es die weiter hohe Inflation der EZB schwer, ihre Geldpolitik zu lockern. Selbst eine erneute Erhöhung der Leitzinsen an diesem Donnerstag erscheint nicht ausgeschlossen. In den in kommende Woche anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed dürften auch die vorher anstehenden Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten einfließen. Zuletzt eher robuste US-Daten hatten Befürchtungen einer strafferen Fed-Politik geschürt.

Im europäischen Branchentableau dominierten am Montag trotz der Zinssorgen Kursgewinne das Bild. Am besten schlugen sich die am Freitag noch schwachen, konjunktursensiblen Rohstoffwerte , gefolgt von den stark zinsabhängigen Immobilientiteln .

Dem Versicherungssektor gaben positive Nachrichten vom Branchentreffen in Monte Carlo Auftrieb. Dass Swiss Re im weltweiten Markt für Nichtleben-Rückversicherungen mit weiterem Wachstum rechnet, ließ die Aktien im Zürcher Swiss Market Index um 1,5 Prozent steigen.

Der Bankenindex , der von höheren Zinsen tendenziell profitiert, zählte ebenfalls zu den größten Gewinnern, gestützt unter anderem auf die Kursaufschläge von 1,5 und zwei Prozent bei BNP Paribas und Deutsche Bank . In einem Presseinterview ließ Andrea Enria, Vorsitzender des EZB-Aufsichtsgremiums, durchblicken, dass zusätzliche Kapitalanforderungen für das Risiko im Leveraged-Finance-Geschäft für einzelne Kreditinstitute nach Stärkung ihrer Bilanzen wieder wegfallen können.

Schlusslicht in der Übersicht waren Aktien aus der Reise- und Freizeitbranche . Die Titel des Branchenriesen Tui stemmten sich derweil dank einer positiven Studie mit plus 3,2 Prozent gegen den Trend. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux nahm die Beobachtung mit einer Kaufempfehlung sowie einem Kursziel von 7,40 Euro auf, welches der aktuellen Bewertung rund ein Drittel Luft nach oben einräumt. Nach der jüngsten Kapitalerhöhung sei der Reisekonzern finanziell gestärkt, heißt es.

Die ebenfalls vergleichsweise schwachen Technologietitel litten unter negativen Nachrichten von Alibaba. Die Aktien des Amazon -Konkurrenten litten unter der Ankündigung, dass der Ex-Konzernchef Daniel Zhang auch seinen Posten als Chef der Cloud-Sparte des Unternehmens aufgeben wird. Berichten zufolge denkt der vor einer Aufspaltung stehende Konzern zudem darüber nach, den geplanten Börsengang seiner Supermarktkette Freshippo wegen nicht so guter Aussichten erst einmal auf Eis zu legen./gl/mis