PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Montag überwiegend moderat zugelegt. Vorsichtig sein und abwarten, so lautet aktuell das Gebot für die meisten Anleger. Angesichts der heiß umkämpften US-Präsidentschaftswahl an diesem Dienstag würden auf allen Märkten Risiken reduziert, kommentierte Stephen Innes, Managing Partner beim Vermögensverwalter SPI Asset Management. Das Duell zwischen Kamala Harris von der Demokratischen Partei und dem Republikaner und Ex-Präsidenten Donald Trump sei ein Kopf-an-Kopf-Rennen, sodass man sich auf Turbulenzen vorbereiten müsse.

Die Unsicherheit wird Innes zufolge außerdem noch verstärkt durch die laufende Berichtssaison und die bevorstehende Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Donnerstag. Obendrein kommt in China von Montag bis Freitag der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses zusammen, der die Ende September angekündigten Stimulierungsmaßnahmen für die Wirtschaft konkretisieren dürfte. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets erwartet alles in allem daher "die wohl spannendste Börsenwoche des Jahres".

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte zur Mittagszeit um 0,23 Prozent auf 4.888,88 Punkte zu. Der Schweizer Leitindex SMI stieg um 0,02 Prozent auf 11.969,21 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,60 Prozent auf 8.226,15 Zähler stieg.

Während der Technologiesektor nach einer Erholung am Freitag um 0,5 Prozent nachgab und schwächste Branche in Europa war, ging die Erholung für die Ölbranche weiter. Sie legte unter den europäischen Sektoren mit plus 0,7 Prozent am deutlichsten zu. Die Opec+, ein Verbund aus Opec-Staaten und anderen wichtigen Förderländern wie Russland, hatte am Wochenende eine Verlängerung der bestehenden Förderkürzung um einen Monat beschlossen. Damit wird eine für Dezember geplante Steigerung der Produktion zum zweiten Mal verschoben.

Spannender aber als der Blick auf die Branchen war der auf Einzelwerte: So sprangen die Aktien des Brillenherstellers EssilorLuxottica mit 4,5 Prozent auf 226,80 Euro auf ein Rekordhoch. Zugleich nahmen sie damit auch die Spitze im EuroStoxx ein. Der französische Nachrichtenkanal "BFM Business" berichtete, er habe von einer dem Management nahestehenden, nicht genannte Quelle erfahren, dass die Facebook- und Instagram-Mutter Meta etwa vier bis fünf Prozent an Essilorluxottica übernehmen wolle. Der Brillen-Konzern gehe davon aus, der Gründer und Vorstandschef von Meta, Mark Zuckerberg, werde fünf Milliarden Euro in den Hersteller von Ray-Ban-Brillen investieren. Ein grundsätzliches Interesse von Meta an einem Einstieg ist seit Sommer bekannt.

In London gewannen die Papiere des Luxusunternehmens Burberry 4,7 Prozent und profitierten von Spekulationen über ein Übernahmeinteresse des italienischen Wettbewerbers Moncler . Dessen Aktien gaben leicht nach. Die Online-Modezeitschrift Miss Tweed hatte am Wochenende unter Berufung auf Branchengerüchte berichtet, Moncler erwäge die Schaffung eines riesigen Outdoor-Spezialisten. Beide Unternehmen seien für einen Kommentar dazu nicht erreichbar gewesen, hieß es weiter. Den Quellen zufolge ist der Chef von LVMH , Bernard Arnault, für einen solchen Deal, hatte Miss Tweed weiter berichtet. Der Luxuskonzern LVMH war erst kürzlich indirekt über eine Beteiligung an Double R beim Daunenjacken- und Skikleidungshersteller Hersteller Moncler eingestiegen.

Von den Gerüchten profitierten auch weitere Branchenkollegen wie etwa Kering , die um 2,0 Prozent stiegen oder auch Hermes , die 1,1 Prozent gewannen.

Schneider litten indes am Ende des EuroStoxx mit minus 1,3 Prozent unter einem überraschenden Chefwechsel. Wegen Unstimmigkeiten bei der Umsetzung der Unternehmenspläne sei der bisherige Chef Peter Herweck nach 18 Monaten von seinem Amt entbunden worden. Dafür habe mit sofortiger Wirkung der bereits seit mehr als 30 Jahren für den Elektrotechnikkonzern arbeitende Olivier Blum die Leitung übernommen, hieß es. Nicht nur JPMorgan-Analyst Andrew Wilson sprach von einer großen Überraschung. Die Nachfolgelösung aus eigenen Reihen hält er zudem zwar für strategisch sinnvoll, eine negative Kursreaktion hatte er dennoch erwartet.

PostNL gaben nach vorgelegten Quartalszahlen um 1,0 Prozent nach. Der niederländische Logistikkonzern enttäuschte mit einem schwachen operativen Ergebnis und einem entsprechend gesenkten Jahresziel. Die irische Fluggesellschaft Ryanair zeigte sich nach weitgehend wie erwarteten Quartalszahlen zuletzt dagegen kaum verändert./ck/stk