PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte sind am Dienstag der Wall Street gefolgt und haben deutlich nachgeben. "Die Investoren sind sehr nervös, da es in diesem Handelsumfeld sehr viel zu verlieren und nur wenig zu gewinnen gibt", betonte Marktexperte Andreas Lipkow.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank am Mittag um 1,4 Prozent auf 4914,84 Punkte. Der französische Cac 40 büßte 1,32 Prozent auf 7938,62 Zähler ein, während der britische FTSE 100 um 1,46 Prozent auf 7849,10 Punkte fiel.

Mit dem näher rückenden Mai, der nicht selten eine Korrektur an den Börsen mit sich bringt, scheint die Anleger der Mut zu verlassen. Die Schnäppchenjäger, die bei nur ein- oder zweihundert Punkten Minus schon wieder eingestiegen seien, blieben dem Markt auf einmal fern, stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets fest.

Die neue Vorsicht spiegelte sich in der relativen Stärke defensiver Sektoren wider. Aktien aus den Bereichen Telekommunikation, Versorger und Nahrungsmittelhersteller lagen deutlich weniger im Minus als der Gesamtmarkt.

Dagegen erwischte es die Rohstofftitel überdurchschnittlich stark. ArcelorMittal sackten um über sechs Prozent ab. Die rekordhohen chinesischen Stahlexporte seien eine schlechte Nachricht für Europas Hersteller, schrieb Analyst Moses Ola von JPMorgan. Er senkte seine Stahlpreisprognosen und liegt mit seinen operativen Ergebnisannahmen unter den Konsensschätzungen.

Im Chemiebereich ging es mit den Sika-Aktien um ein Prozent nach unten. Dabei hatten die am Morgen vom Hersteller von Bauchemikalien vorgelegten Zahlen zum ersten Quartal die Analysten mehrheitlich positiv überrascht. Der Abwärtssog war nach der US-Schwäche vom Vorabend aber zu stark, zumal dem Unternehmen die Frankenstärke zu schaffen macht.

Auch Aktien der UBS standen mit drei Prozent Abschlag unter Druck. Grund dafür waren anhaltende Sorgen, dass die Bankenregulierung für die Großbank sehr teuer werden dürfte.

Andere Minuszeichen unter den Schweizer Standardwerte lagen dagegen größtenteils an den Dividendenausschüttungen der betreffenden Unternehmen. Sowohl Adecco als auch Swiss Re gaben ohne Berücksichtigung der Dividenden weit weniger stark nach, als es die Kurstafel anzeigte.

Zu den wenigen Gewinnern zählten die Aktien von Ericsson . Sie reagierten mit sechs Prozent Aufschlag auf die Zahlen zum ersten Quartal. Nach Einschätzung der Analysten von JPMorgan hatte der Umsatz des Netzwerkausrüsters zwar leicht unter den Erwartungen gelegen. Aber Restrukturierungsbemühungen und Kostendisziplin hätten zu besser als erwarteten Ergebnissen geführt. In einem schwierigen Markt halte sich das Unternehmen gut./mf/jha/