PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Freitag leicht zugelegt. Angesichts des großen Verfalls an den Terminbörsen sind die Kursbewegungen aber mit Vorsicht zu genießen. Zudem stehen in den USA am Nachmittag Stimmungsindikatoren und Produktionsdaten aus der Industrie an, sodass sich die eigentliche Tendenz erst am Nachmittag etablieren könnte. Der EuroStoxx 50 zog am späten Vormittag um 0,48 Prozent auf 5018,71 Punkte an.

Der französische Leitindex Cac 40 gewann mit 0,52 Prozent auf 8203,72 Punkte ähnlich stark, während der britische Leitindex FTSE 100 kaum verändert tendierte.

Abwarten war an den Märkten auch wegen der anstehenden geldpolitischen Entscheidungen angesagt. "Der kommende Wochenbeginn steht im Zeichen der Bank of Japan Sitzung und wird von den Sitzungstagen der US-Notenbank zur Wochenmitte abgelöst", betonte Finanzmarktexperte Andreas Lipkow. "Während die Fed wohl weitere Anhaltspunkte für das Erreichen ihres Inflationsziels abwartet, dürften Japans Notenbanker handeln", stellte Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, fest. Anders sieht es in Fernost aus. "Auf Basis der japanischen Inflationsnormalisierung und jüngsten Aussagen von Notenbankern dürfte die negative Leitzinspolitik beendet werden."

Stärkster Sektor waren die Telekommunikationswerte. Die Schweizer Swisscom zurrte die Übernahme des Italien-Geschäfts des Mobilfunkers Vodafone fest. Wie der größte Schweizer Telekomkonzern am Freitag mitteilte, sollen acht Milliarden Euro für die Sparte gezahlt werden, die mit der Mailänder Swisscom-Tochter Fastweb zusammengelegt werden soll. Dadurch entsteht der zweitgrößte Telekomanbieter Italiens. Swisscom hatte den Kauf bereits Ende Februar in Aussicht gestellt.

Der britische Telekomkonzern Vodafone plant nun laut einer Mitteilung einen größeren Aktienrückkauf. Die Swisscom will ihre Dividende unterdessen von bisher 22 Franken auf 26 Franken ab dem Jahre 2026 erhöhen. Das kam an der Börse gut an. Swisscom stiegen um drei Prozent, Vodafone um 3,4 Prozent.

Leichte Abgaben erlitten dagegen Technologiewerte. Hier machten sich negative Vorgaben der Nasdaq bemerkbar. Der Softwarekonzern Adobe hatte zudem mit seinem Ausblick auf das Geschäft im laufenden Quartal enttäuscht. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel am Donnerstag zeitweise um mehr als zehn Prozent.

Hinzu kam ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen hieß es, dass die chinesische Regierung heimische Elektroautobauer wie BYD und Geely dazu bewege, deutlich mehr Elektronikchips von chinesischen Anbietern zu kaufen. Damit solle Chinas Halbleiterindustrie gestärkt und die Abhängigkeit von westlichen Lieferungen verringert werden. Die Aktien der Chiphersteller Infineon und STMicro gerieten unter Druck.

Im Immobiliensektor belasteten die Kursverluste des Schwergewichts Vonovia . Laut einem Händler erfüllten die Resultate in etwa die Erwartung. Für Gesprächsstoff sorgte aber eine angepasste Dividendenpolitik und eine Änderung der wichtigsten Kennziffer im Ausblick./mf/mis