PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Aktienbörsen haben sich am Mittwoch vor der Bekanntgabe des US-Leitzinsentscheids überwiegend von ihrer freundlichen Seite gezeigt. Der EuroStoxx 50 blieb zunächst unter dem tags zuvor erreichten 16-Jahreshoch und lag gegen Mittag mit 0,23 Prozent im Plus bei 4547,13 Punkten. Die Anleger warten nunmehr gespannt auf die Aussagen der US-Währungshüter nach dem hiesigen Börsenschluss. Erwartet werden vor allem Hinweise auf den erhofften Zinssenkungszyklus im kommenden Jahr.

Auch an der Börse in Paris, wo der Cac 40

am Vortag im Verlauf einen Rekord eingestellt hatte, ging es für den französischen Leitindex zur Wochenmitte um 0,30 Prozent auf 7566,18 Zähler nach oben.

An der Londoner Börse gaben sich die Anleger trotz schwacher Konjunkturdaten gelassen, der FTSE 100 rückte um 0,33 Prozent auf 7567,35 Punkte vor. Die britische Wirtschaft war den Daten zufolge im Oktober im Vergleich zum Vormonat erstmals leicht geschrumpft. Die Gefahr, dass Großbritannien in eine Rezession schlittert, sehen Beobachter damit weiter steigen. Dies passt auch in das Bild des sich abzeichnenden Konjunkturabschwungs in Europa.

Unterdessen richten sich die Blicke auf die US-Notenbank Fed, der am Donnerstag die Zinsentscheide der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of England folgen. Zwar wird noch nicht mit einer Zinssenkung in den USA und der Eurozone gerechnet, die Erwartungen sind im Augenblick aber recht groß, dass die Währungshüter im kommenden Jahr das Zinsrad zurückdrehen werden.

Christian Henke vom Broker IG glaubt allerdings nicht, dass Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Chefin Christine Lagarde es den Märkten einfach machen: "Vielmehr könnten beide Währungshüter die derzeit hohen Erwartungen eher dämpfen und den Forderungen hinsichtlich baldiger Zinssenkungen eine klare Abfuhr erteilen", warnte er. Aktuell liege etwa die Teuerung in den USA ohne Berücksichtigung der schwankungsintensiven Energie- und Lebensmittelpreise immer noch weit entfernt von dem Zielwert von 2 Prozent, und zudem sei die Lohn-Preis-Spirale in der größten Volkswirtschaft der Welt noch nicht vom Tisch.

Bei den Einzelwerten in Europa stand Inditex nach Zahlen im Fokus. Die Aktien übertrumpften mit 39 Euro ihren erst zu Monatsbeginn erreichten Rekord. Die spanische Textilkette hatte in den ersten neun Monaten 2023 dank einer robusten Nachfrage deutlich mehr verdient. Analysten sprachen nahezu ausnahmslos von starken Resultaten. Gemeinsam mit der Anhebung des Margenausblicks sollten die Nachrichten bei Anlegern gut ankommen, schrieb Sreedhar Mahamkali von der Schweizer Bank UBS. Zuletzt lagen Inditex-Papiere noch mit knapp 1,3 Prozent im Plus.

An der Londoner Börse belastete eine gestrichene Kaufempfehlung für Shell den Kurs des Energiemultis mit minus 0,8 Prozent. Die Analysten von Exane BNP Paribas hatten ihr Votum für die Briten von zuvor "Outperform" auf "Neutral" gesenkt und favorisieren nun im Gegenzug die Papiere des Wettbewerbers Totalenergies - profitieren konnten die Anteile am französische Konzern hiervon aber nicht, sie notierten zuletzt hauchdünn unter ihrem Vortagesschluss./tav/mis