PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Wie schon am Vortag ist es Europas Börsen am Dienstag schwergefallen, ins Laufen zu kommen. Anfängliche Gewinne schmolzen im frühen Handel dahin. Gegen Mittag legte der EuroStoxx 50 noch um 0,11 Prozent auf 4285,73 Punkte zu. Der französische Cac 40 trat auf der Stelle, auch der britische FTSE 100 kam nicht vom Fleck.

Konjunktursorgen, Zinsängste und schwache US-Vorgaben dämpften einmal mehr die Kauflaune. "Die Konsolidierungstendenzen sind sehr stark ausgeprägt und das Halbjahresende steht unmittelbar bevor", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow das Handelsgeschehen. "Das lockt vorerst keine neuen Käufer in die europäischen Aktienmärkte." Zudem stehen mit den Auftragseingängen langlebiger Wirtschaftsgüter, Neubauverkäufen und Verbrauchervertrauen noch eine Reihe von US-Daten an, die ebenfalls Impulse bringen könnten. "Die wichtigen Notenbanken haben seit längerem darauf verwiesen, dass der Zinserhöhungspfad in Abhängigkeit von den eingehenden Wirtschaftsdaten gestaltet wird", betonten die Volkswirte der Helaba die Bedeutung der Zahlen.

Im kaum bewegten Gesamtmarkt lagen auch die Einzelsektoren relativ eng beieinander. An der Spitze bewegten sich die Bankenwerte. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg verwiesen in einer Studie auf die Ergebniszuwächse durch die Zinswende und die komfortable Kapitalausstattung, die für die Branche sprächen. Dagegen tendierten die konjunktursensiblen Autowerte erneut schwächer.

Ansonsten setzten Einzelwerte Akzente. Eine neue Vereinbarung mit dem Mutterkonzern Naspers über die Art der Beteiligung soll der seit Jahren unterbewerteten Aktie der niederländischen Internet-Beteiligungsholding Prosus wieder Aufwind verschaffen. Investoren zeigten sich davon begeistert. Prosus gewannen 7,2 Prozent, auch Naspers waren am südafrikanischen Markt gefragt.

Experte Sebastian Patulea vom Analysehaus Jefferies wertete die Bemühungen um eine Vereinfachung ebenfalls positiv. Für viele Investoren sei die komplexe Struktur ein Grund gewesen, von der Prosus-Aktie Abstand zu nehmen. Positiv sei auch, dass die Neustrukturierung, die für das dritte Quartal geplant sei, keine hohen Kosten mit sich bringen dürfte. Damit sei eine Befürchtung der Anleger vom Tisch.

Zu den Gewinnern gehörten zudem die Luxuswerte. Sie profitierten von Aussagen des chinesischen Regierungschefs Li Qiang. Auf dem Treffen der "New Champions" des Weltwirtschaftsforums in der nordchinesischen Metropole Tianjin hatte er sich zuversichtlich gezeigt, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft im zweiten Quartal stärker gewachsen ist als im ersten Quartal. Er rechnet auch damit, dass das Regierungsziel von rund fünf Prozent Wachstum in diesem Jahr erreicht werden dürfte. China ist für Unternehmen wie Kering und LVMH ein wichtiger Absatzmarkt.

Zuwächse verzeichneten auch die Aktien der Kreuzfahrtgesellschaft Carnival . Sie gewannen 4,6 Prozent, nachdem Morgan Stanley das Kursziel kräftig von 570 auf 900 Pence angehoben hatte. Dagegen verloren JD Sports 5,5 Prozent. Der Zwischenbericht des Sportartikelanbieters hatte enttäuscht./mf/jha/