PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Signale einer leichten geldpolitischen Straffung in Japan haben die Börsen Europas am Dienstag belastet. Nach deutlicheren Verlusten zum Auftakt grenzten die Märkte ihre Abgaben im Verlauf aber ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank am späten Vormittag um 0,3 Prozent auf 3800,67 Punkte. Der französische Cac 40 verlor mit 0,58 Prozent auf 6436 Punkte etwas stärker, während der britische FTSE 100 sich kaum verändert präsentierte. Hier stützte die stabile Entwicklung der Öl- und Rohstofftitel sowie der Bankaktien.

Auf Ebene der Einzelsektoren kam es wegen der Vorgaben aus Japan zu kräftigeren Bewegungen. Deutliche Abgaben erlitten traditionell von der Zinsentwicklung abhängige Sektoren, also Immobilienwerte und Technologietitel.

Die Bank of Japan (BoJ) hatte die Spanne, in der sich die langfristige Anleiherendite bewegt, gelockert. Das wurde an den Märkten als erster Schritt hin zu einer Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet. "Damit ist auch die letzte große Notenbank in das Lager der geldmarktpolitischen Falken getreten", so Marktexperte Andreas Lipkow. "Die globale Liquidität für die Finanzmärkte wird dadurch weiter reduziert und führt zu Mittelabflüssen aus den internationalen Aktienmärkten."

Größter Verlierer war der Stoxx Europe 600 Real Estate . Mit über 40 Prozent Verlust ist er auch auf Jahressicht mit Abstand schwächster Sektor. Er leidet massiv unter der Zinswende, nachdem sich der von Notenbanken erhoffte moderatere Kurs nicht abzeichnet. Ž

Auch Versorger standen unter Druck. Hier fielen Engie mit 5,5 Prozent Abschlag auf. Das Unternehmen hatte vor den Folgen von Strompreisdeckel und Übergewinnabschöpfung gewarnt. Der Versorger befürchtet negative Auswirkungen auf die Ergebnisse in diesem und im kommenden Jahr.

Gewinner waren dagegen die Bankaktien und, mit etwas Abstand, die Versicherer. "Die sich weiter straffende globale geldmarktpolitische Tendenz verhilft den internationalen Banken und Versicherungskonzernen zu Zinseinnahmen und Entlastungen auf der Kostenseite", merkte Lipkow dazu an. Ausnahme waren die Aktien der Credit Suisse , die um 2,6 Prozent fielen. Händler sprachen von jahresendbedingten Depotbereinigungen, nachdem die Aktie sich im laufenden Jahr sehr schwach entwickelt hatte.

Die Aktien von AMS-Osram verloren unterdessen 2,6 Prozent. Das Technologieunternehmen hatte mitgeteilt, dass mit dem Bereich Unterhaltungsbeleuchtungen nun der letzte Teil der bei der Übernahme von Osram angekündigten Desinvestitionen abgeschlossen sei. Wie andere Technologiewerte auch konnte sich der Titel dem Branchentrend aber nicht entziehen./mf/mis