PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den Erholungsansätzen am Vortag sind die Europäischen Börsen am Donnerstag wieder gefallen. Damit setzte sich die labile Entwicklung fort. Gegen Mittag sank der EuroStoxx 50 um 0,21 Prozent auf 4122,82 Punkte. Der französische Cac 40 tendierte wenig verändert, während der britische FTSE 100 um 0,84 Prozent auf 7529,13 Punkte nachgab.

Die Sorgen über die weitere konjunkturelle Entwicklung hielt die Märkte im Zaum. Benjamin Bente, Geschäftsführer des Vermögensverwalters Vates Invest, warnte vor den Risiken einer harten Landung der Wirtschaft nach den massiven Zinserhöhungen der Notenbanken, die noch nicht ausreichend eingepreist seien. "Die Märkte bauen durch die immensen Unterschiede zwischen den konjunkturellen Indikatoren und der Reaktion der Börsen eine gewaltige Fallhöhe auf", betonte Bente.

In diesem Kontext verunsicherte der Anstieg der Ölpreise auf ein Zwölfmonats-Hoch. Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners sprach von einem "Teufelskreis aus steigendem Ölpreis, Inflationssorgen und steigenden Zinsen". Denn "je weiter der Ölpreis steigt, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbanken doch noch einmal an der Zinsschraube drehen oder die Zinsen zumindest noch länger auf dem aktuellen Niveau belassen", fügte Altmann hinzu.

Dass sich einzig Öl- und Rohstoffwerte in der Gewinnzone hielten, war nur ein schwacher Trost angesichts der Abgaben anderer Sektoren. So standen Technologiewerte unter Druck, wobei das Sektorschwergewicht ASML um 2,3 Prozent nachgab. Für Gesprächsstoff sorgten die Papiere von AMS Osram . Der Wert brach um 23 Prozent ein, da das Unternehmen sich 2,25 Milliarden Euro frisches Geld durch eine Kombination von Kapitalerhöhung, neuen Anleihen und weiteren Finanzierungsinstrumenten beschaffen will.

Unter den ebenfalls schwächelnden Einzelhändlern gaben Aktien von H&M um 2,8 Prozent nach. Die Bank of America und die Deutsche Bank hatten die Aktie auf "Neutral" beziehungsweise "Hold" abgestuft. Die Modekette habe bewiesen, dass ihre Fokussierung auf die Profitabilität funktioniere, schrieb Analyst Geoffroy de Mendez von der US-Bank. Allerdings befürchtet er, dass die Schweden einige Zeit benötigen werden, um größere Marktanteile zurückzugewinnen.

Etwas besser sah es bei den Banken als den Profiteuren steigender Zinsen aus. Santander zogen um 1,7 Prozent an und bauten damit die Vortagesgewinne aus. Die spanische Großbank hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie wolle im Rahmen ihrer neuen Ausschüttungspolitik für 1,31 Milliarden Euro eigene Aktien zurückkaufen. Aktien von Deliveroo zogen um knapp neun Prozent an. Im Rahmen eines Tender-Angebots zum Rückkauf von Aktien will der Online-Lieferdienst seinen Aktionären bis zu 250 Millionen Pfund (rund 290 Millionen Euro) zukommen lassen./mf/men