PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag weiter zugelegt. Sie folgten damit den Vorgaben der Wall Street, ohne den Schwung aus Übersee ganz mitzunehmen. Der EuroStoxx 50 gewann am Mittag 0,36 Prozent auf 4385,07 Punkte, während der französische Cac 40 um 0,59 Prozent auf 7362,67 Punkte zulegte. Besser sah es am britischen Markt aus. Der FTSE 100 zog um 1,65 Prozent auf 7476,58 Zähler an. In Großbritannien hatte sich der Preisauftrieb im Juni deutlich abgeschwächt

Marktteilnehmer zeigten sich angesichts der laufenden Berichtssaison weiterhin abwartend. Zahlreiche Firmen legen ihre Zahlen vor. Die größte Aufmerksamkeit dürften dabei die US-Konzerne Alcoa , Goldman Sachs , IBM , Netflix und Tesla auf sich ziehen.

Kein klares Bild ergaben unterdessen neue Inflationsdaten aus dem Euroraum. Einerseits war die Inflation im Juni insgesamt deutlich gefallen. Im Gegensatz zur Gesamtinflation stieg die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Güter wie Energie aber wieder an - und das sogar deutlicher als bisher bekannt. Die Kernteuerung bildet nach Meinung vieler Ökonomen die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher etwas besser dar als die Gesamtrate.

Für die stärksten Veränderungen unter den großen Aktienwerten sorgten jedoch nicht neue Zahlen, sondern personelle Veränderungen. Kering kletterten um über sechs Prozent, nachdem der Luxusgüterhersteller den Wechsel an der Spitze der Marke Gucci gemeldet hatte. Die Aktie hinkt seit Jahresbeginn klar der Entwicklung anderer Werte des Sektors wie LVMH her. Grund ist vor allem die mäßige Entwicklung der Marke Gucci, auf die rund zwei Drittel des Gewinns von Kering entfallen.

Gefragt waren auch Immobilienaktien. Nach dem Einbruch am Immobilienmarkt infolge des Zinsanstiegs beobachtet der Finanzdienstleister Hypoport nun erste Anzeichen einer Stabilisierung. Der Wert der auf seiner Plattform vermarkteten Immobilien sei im vergangenen Quartal um fünf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro geklettert, teilte Hypoport mit. Analyst Thomas Rothäusler von der Deutschen Bank hatte schon am Vortag in einer Branchenstudie Hoffnung auf eine Bodenbildung der Branche gemacht. Das Schwergewicht Vonovia kletterte um über sieben Prozent.

Gewohnt solide präsentierte sich der Chipausrüster ASML . Die Niederländer erhöhten trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfelds die Umsatzprognose - wenn auch nur in geringem Maß. Wegen eines hohen Auftragsbestands toppte der Konzern im zweiten Quartal zudem die Erwartungen der Analysten. ASML gewannen 0,6 Prozent.

Am Ende des Feldes lagen dagegen die Rohstoffwerte. Der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto bekam die stockende wirtschaftliche Erholung Chinas zu spüren. Der weltgrößte Eisenerzproduzent lieferte im zweiten Quartal ein Prozent weniger Eisenerz als im Vorjahr. Während der Konzern seine Exportprognose für das Gesamtjahr für sein Kernprodukt unverändert ließ, senkte es die Produktionsprognosen für Tonerde und raffiniertes Kupfer.

Auch der Bericht des schwedischen Lastwagen- und Busherstellers Volvo kam nicht allzu gut an. Das Unternehmen hatte im zweiten Quartal zwar deutlich mehr verdient als erwartet. Der Blick nach vorne zeige allerdings Anzeichen einer sich abschwächenden Nachfrage, hieß es vom Unternehmen. Die Volvo-Aktie gab um 1,4 Prozent nach./mf/jha/