PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Mittwoch wieder nachgegeben. Damit hat der kräftige Anstieg vom Vortag nur zum Teil Bestand. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor gegen Mittag 0,7 Prozent auf 3959,06 Punkte.

Der französische Cac 40 sank mit 0,65 Prozent auf 6701 Punkte ähnlich stark, während der britische FTSE 100 mit 0,3 Prozent Abschlag auf 7480,76 Punkte etwas besser wegkam.

"Nach der gestrigen Jubelstimmung an den Aktienmärkten und dem Kursrausch insbesondere bei den Technologieaktien, stellt sich heute eine Katerstimmung ein", beschrieb Marktexperte Andreas Lipkow die Lage. "Es hatte sich bereits gestern Nachmittag angedeutet, dass es wesentlich verfrüht ist, in Euphorie auszubrechen. Die Inflation steigt weiter und hat lediglich an Dynamik verloren." Günstige US-Inflationsdaten hatten am Dienstag die Kurse zeitweise beflügelt.

Die anstehenden Zinsentscheidungen diesseits und jenseits des Atlantiks verstärkten die Vorsicht. Die konjunkturellen Risiken verlangen von den Währungshütern Fingerspitzengefühl bei Zinserhöhungen, wollen sie eine harte Landung der Wirtschaft vermeiden. "Um die Inflation erfolgreich auf das Zielniveau zurückzuführen, wird die EZB eine Kombination aus guter Entscheidungsfindung, sachlicher Kommunikation und Glück benötigen", merkte Ökonomin Roxane Spitznagel von der Fondsgesellschaft Vanguard an.

Am Ende des Feldes lagen die Reise- und Freizeitwerte. Aktien von Tui sackten um über sieben Prozent ab. Analyst Richard Clarke von Bernstein Research sprach mit Blick auf den Geschäftsbericht des Tourismuskonzerns zwar von einem versöhnlichen Jahresabschluss. "Das Thema" sei aber die Kapitalerhöhung. Am Vorabend hatte Tui angekündigt, dass man mit frischem Geld die Rückzahlung der verbliebenen Staatshilfen aus der Corona-Krise angehen will. Zudem will man mit einem "Reverse Split" die Aktienanzahl verringern und für zehn alte Anteile einen neuen ausgeben, womit die Aktien optisch wieder deutlich teurer werden.

Verluste erlitten auch die am Vortag gut gelaufenen Technologiewerte sowie die Rohstoffaktien. Hier gaben ArcelorMittal um 3,6 Prozent nach. Die US-Bank JPMorgan hatte den Papieren das Siegel "Negative Catalyst Watch" verliehen. Damit geht Analyst Dominic O'Kane pessimistisch in den Quartalsbericht des Stahlkonzerns. Die Bewertung der Papiere hält O'Kane für unattraktiv. Insgesamt überwögen im Stahlbereich die Risiken angesichts der Wachstumsgefahren in den USA und Europa.

Besser sah es bei Einzelhändlern aus. Die weiter rege Nachfrage und Kostenkontrolle hatten dem Moderiesen Inditex in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres kräftige Umsatz- und Gewinnzuwächse beschert. Die Aktie stieg gegen den Markttrend um 1,7 Prozent./mf/jha/