PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Bösen haben am Dienstag kaum an die Gewinne zu Wochenbeginn angeknüpft. Inflationssorgen hielten die Kurse im Zaum. Nach morgendlichen Verlusten schaffte es der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gegen Mittag aber leicht mit 0,11 Prozent ins Plus auf 4252,58 Punkte. Der französische Cac 40 präsentierte sich mit 7294,86 Punkte praktisch unverändert. Der britische FTSE 100 sank unterdessen um 0,34 Prozent auf 7908,05 Zähler.

Analyst Pierre Veyret vom Broker Activ Trades begründete die verhaltene Entwicklung mit enttäuschenden Inflationsdaten aus dem Euroraum. In Frankreich hatte die Inflation im Februar überraschend ein Rekordhoch erreicht. Auch in Spanien entwickelte sich die Inflation im Februar stärker als befürchtet. Das habe Sorgen geweckt, dass eine striktere Geldpolitik länger als bislang gedacht anhalten wird, so Veyret.

Die Zahlen trafen den Nerv vieler Anleger, da auch in den USA mit weiteren Druck von der Zinsseite gerechnet wird. "Die Hoffnung auf einen Zinsgipfel im Sommer ist längst der Angst vor einem Plateau bis ins Jahr 2024 hinein gewichen", betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarktes. "Und mit dieser Aussicht werden risikolose Zinspapiere mit weiter steigenden Renditen immer attraktiver und damit mehr und mehr zu einer Gefahr für den riskanten Aktienmarkt."

Die Zinssorgen spiegelten sich in der Entwicklung der Branchen wider. An der Spitze lagen mit Banken und Versicherungen die Profiteure steigender Zinsen. Dabei spielten auch die Gewinne der Aktie von Santander eine Rolle. Die spanische Großbank will ihre Investoren mit höheren Ausschüttungen bei Laune halten. In den drei Jahren bis 2025 soll die Hälfte des Gewinns in Dividenden und Aktienrückkäufe fließen. Zudem rief der seit Anfang des Jahres amtierende Konzernchef Hector Grisi neue Mittelfristziele aus. Santander zogen um 4,5 Prozent an.

Am Ende des Feldes bewegte sich mit den Pharmawerten dagegen ein Sektor, der eigentlich als weniger zinssensibel gilt. Allerdings belasteten die Verluste der Aktien von Bayer , die mit 3,9 Prozent Abschlag auf die Jahreszahlen und den Ausblick reagierten. Letzterer stellte die Anleger auf weniger schwungvolle Geschäfte ein. Das Wachstum dürfte sich 2023 verlangsamen. Der kräftige Rückenwind durch außergewöhnlich hohe Preise für das Pflanzenschutzmittel Glyphosat lässt dabei weiter nach. Hinzu kommen höhere Kosten und Preisdruck bei einigen Medikamenten.

Am Schweizer Markt schwächelten die Aktien des Personaldienstleisters Adecco , die um 0,8 Prozent nachgaben. Analyst Michael Foeth von der Bank Vontobel betonte die solide Umsatzentwicklung, während die Ergebnisse sowohl beim Betriebs- als auch beim Reingewinn die Erwartungen wegen hoher Einmalkosten verfehlt hätten.

Unter den Nebenwerten präsentierten sich Nel ASA nach den Zahlen für das vierte Quartal leichter. Der Umsatz des Wasserstoffspezialisten habe zwar deutlich über der Konsensschätzung gelegen, schrieb Analyst Skye Landon Analysehaus Jefferies. Das operative Quartalsergebnis sei aber hinter den Erwartungen zurückgeblieben./mf/tih