PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Mittwoch auf der Stelle getreten. Vor der Anhörung von Fed-Chef Jerome Powell vor dem US-Kongress herrschte Zurückhaltung. "Nachdem die Fed zuletzt eine Pause im Zinszyklus gemacht hat, stellt sich die Frage, ob im Juli eine nochmalige Zinserhöhung erfolgt und ob diese das Ende des Zyklus markieren wird", hieß es dazu von der Helaba.

Gegen Mittag tendierte der EuroStoxx 50 mit 4343,89 Punkten nahezu unverändert. Der französische Cac 40 sank um 0,1 Prozent auf 7289,01 Zähler, während der britische FTSE 100 um 0,1 Prozent auf 7563,67 Punkte nachgab.

Neben der Powell-Anhörung gab es auch andere Gründe für die verhaltene Entwicklung. "Es gibt keine Kaufimpulse und insgesamt deutet sich eine wahrnehmbare Konjunkturabkühlung in den USA ab", stellte Marktexperte Andreas Lipkow fest. Der Logistikkonzern Fedex habe nach Börsenschluss in den USA Molltöne angeschlagen und auf ein schwieriges Wirtschaftsumfeld verwiesen.

Auch neue Inflationsdaten lieferten keine Einladung zum Aktienkauf. In Großbritannien bleibt die Inflation hartnäckig und ist im Mai zur Überraschung von Analysten nicht weiter zurückgegangen. Die Kerninflation ohne schwankungsanfällige Preise von Energie, Nahrungs- und Genussmitteln stieg sogar an. Die Kernteuerung wird von Fachleuten als die verlässlichere Größe angesehen, wenn es um den grundlegenden Preistrend geht. Viele Notenbanken, so auch die britische Zentralbank, achten derzeit besonders stark auf den Wert.

Derartige Zahlen waren Gift für den zins- und damit inflationsabhängigen Immobiliensektor, der unter Druck stand. Rohstoffschwerte schwächelten ebenfalls und knüpften damit an die jüngsten Verluste an. Der Sektor ist stark von der weltweiten Konjunktur abhängig. Rote Vorzeichen gab es zudem bei den Chemiewerten. Hier wirkte nicht nur die Lanxess -Gewinnwarnung vom Wochenstart nach, sondern auch das enttäuschende Zahlenwerk von FedEx.

Der Transportsektor gilt allgemein als Frühindikator für die Wirtschaftsleistung eines Landes. Lipkow hält es daher nicht für verwunderlich, dass insbesondere die zyklischen Chemiewerte unter Abgabedruck stehen. Dass auch Werte wie Deutsche Post und andere europäische Titel der Logistikbranche unter der Last von FedEx nachgaben, überrascht nicht.

Besser sah es bei einem anderen konjunktursensiblen Sektor aus. Autowerte zogen leicht an. Die spürbare Erholung auf dem EU-Automarkt hatte sich auch im Mai weiter fortgesetzt. Es war der zehnte Monat in Folge gewesen, in dem mehr Fahrzeuge verkauft wurden als ein Jahr zuvor. In China wurden zudem die Steuererleichterungen für Verbraucher für den Kauf neuer Elektroautos teils bis 2027 verlängert.

Bei den Nebenwerten gehörten Mayr-Melnhof zu den Verlierern. Die Aktie des österreichischen Kartonherstellers fiel nach einer Gewinnwarnung um 3,7 Prozent. Im Gegensatz dazu profitierte das biopharmazeutische Unternehmen Argenx von der US-Zulassung für ein Präparat gegen Muskelschwäche. Die Aktie der Niederländer gewann 2,4 Prozent./mf/jha/