PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte sind am Freitag nicht so recht vom Fleck gekommen. Anleger warten auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht. Der Leitindex der Eurozone, der EuroStoxx 50 , zog am Mittag um 0,12 Prozent auf 3989,45 Punkte an. Damit liegt er weiter auf dem Niveau von vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs.

Auch an den großen Länderbörsen ging es verhalten zu. Der französische Cac 40 trat auf der Stelle, während der britische FTSE 100 wegen schwacher Ölwerte um 0,3 Prozent auf 7539,62 Punkte nachgab.

"An dem soliden Bild des Arbeitsmarktes wird sich voraussichtlich wenig ändern", prognostizierten die Volkswirte der Helaba. "Allerdings könnte die Dynamik des Beschäftigungsaufbaus allmählich nachlassen." Damit dürfte sich das Szenario "einer langsameren Fed-Gangart für die nächsten Zinserhöhungen" erhalten, hieß es von der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings sei nach der jüngsten Rally zunächst Durchatmen angesagt.

Zudem gab es Warnsignale für die Konjunktur. Die französische Industrie hat im Oktober deutlich weniger produziert. Die Gesamtherstellung ging gegenüber dem Vormonat um 2,6 Prozent zurück. Im September war die Herstellung um 0,9 Prozent gefallen. Anderseits entspannte sich die Inflationslage: Der Anstieg der Erzeugerpreise in der Eurozone schwächte sich merklich ab.

Dies schlug sich in den Gewinnen der zinssensiblen Immobilienwerte wieder, die an der Spitze der Einzelsektoren lagen. Eine nachlassende Inflation nimmt etwas den Druck von der Europäischen Notenbank, die Zinsen zu erhöhen.

Ölwerte verzeichneten dagegen Verluste. "Ein Barrel Brentöl kostet mit 87 Dollar nicht viel mehr als im Tief Ende September", merkten die Rohstoffanalysten der Commerzbank an. "Damals reagierte die OPEC+ auf die niedrigen Preise mit einer Produktionsdrosselung um offiziell zwei Millionen Barrel pro Tag." Angesichts der vielen Unsicherheiten im Markt dürfte sie am kommenden Sonntag aber zunächst keine weiteren Maßnahmen ergreifen.

Auch Rohstoffwerte schwächelten. Hier litten Rio Tinto mit einem Abschlag von 1,3 Prozent auf eine Studie. Die Citigroup hatte den Wert auf "Neutral" abgestuft. Dagegen war ein anderer britischer Wert gefragt. AB Foods kletterten um über drei Prozent. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte die Aktie des Nahrungsmittelproduzenten und Einzelhändlers von "Sell" auf "Neutral" hochgestuft.

Dramatischer ging es bei einem Schweizer Nebenwert zu. Die Aktien von Polypeptide brachen um über 30 Prozent ein. Grund war die zweite Gewinnwarnung, die das Unternehmen in diesem Jahr abgesetzt hat. Dies werfe im grundsätzlich stabilen Geschäft der Pharmaauftragsfertiger einen "sehr negativen" Schatten auf die strategische Ausrichtung und das Management, so ZKB-Analyst Daniel Buchta. Eine solche Entwicklung zerstöre viel Investorenvertrauen, betonte der Analyst./mf/mis