PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag weiter zugelegt. "Die Anleger hoffen heute Nachmittag auf schwächere Inflationsdaten aus den USA", begründete Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets die Gewinne.

Der EuroStoxx 50 stieg am Mittag um 0,82 Prozent auf 4352,40 Punkte. Der französische Cac 40 gewann 0,86 Prozent auf 7385,29 Zähler, während der britische FTSE 100 wenig verändert tendierte. Hier belasteten die Verluste der Rohstoffaktien etwas.

Ob die Gewinne bis Handelsende Bestand haben, darüber dürften auch US-Verbraucherpreise entscheiden, die um 14:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit anstehen. Eine wachsende Zahl von Experten gehe davon aus, dass der Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank Fed sein Hoch erreicht habe, stelle Analyst Ricardo Evangelista vom Broker Activtrades fest. Das aber berge Enttäuschungspotenzial, sollte die Inflation überraschend hoch ausfallen.

"Die heutigen Verbraucherpreise werden die Zinserwartungen wohl nicht weiter dämpfen", ergänzten die Volkswirte der Landesbank Helaba. "Bleibt zu hoffen, dass es keinen Grund für eine spürbare Forcierung geben wird."

Stärkster Sektor waren die Versicherer. Das Schwergewicht Allianz gab den nötigen Rückenwind. Höhere Preise für Versicherungsschutz hatten die Ergebnisse für das zweite Quartal beflügelt. Die Aktie gewann 3,3 Prozent. Auch Wettbewerber Zurich überzeugte. Die Schweizer hatten in der ersten Jahreshälfte mit dem Betriebsgewinn das sehr gute Ergebnis aus dem Vorjahr mehr oder weniger wieder erreicht. Zugleich hatte der Versicherungskonzern die Einnahmen vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung gesteigert.

Nicht ganz so gut lief es - zumindest aus Marktsicht - bei Novo Nordisk . Umsatz und operatives Ergebnis des dänischen Pharmakonzerns hätten die Konsensschätzungen verfehlt, schrieb Analyst Richard Vosser von JPMorgan. Zudem dürfte der weniger deutlich als erwartet angehobene Jahresausblick zu sinkenden Konsensschätzungen führen. Die Aktie fiel um 1,7 Prozent, auch der Pharmasektor schwächelte.

Wienerberger standen unter merklichem Verkaufsdruck. Die Aktie brach um neun Prozent ein. Die Anleger schlossen sich damit nicht der Ansicht des Ziegelherstellers an, in einem schwachen Umfeld starke Ergebnisse erreicht zu haben. Sie folgten vielmehr der vom Researchhaus Stifel geäußerten Einschätzung, dass das Zahlenwerk von der Schwäche des Bausektors zeuge.

Schwächster Sektor waren unterdessen die Industriewerte. Hier hinterließen die hohen Verluste vom Schwergewicht Siemens Spuren. Als "ziemlich enttäuschend" bezeichnete Analyst Gael de-Bray von der Deutschen Bank den Quartalsbericht des Industriekonzerns. Umsatz, operatives Ergebnis (Ebita) und die Profitabilität hätten die Erwartungen verfehlt./mf/mis