PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Seitwärts lautet seit Tagen schon die Richtung für den EuroStoxx 50 und diese Tendenz hat sich am Freitag fortgesetzt. Der Leitindex der Eurozone kam am Vormittag mit zuletzt plus 0,05 Prozent auf 4299,84 Zähler kaum weiter. Letztlich aufgrund des schwächeren Montags hat er auf Wochensicht aktuell ein gutes halbes Prozent verloren.

Auch positive Vorgaben von den Überseemärkten in den USA und Asien brachten Europas Börsen am Freitag keinen Schwung. So notierte der französische Cac 40 mit 7226,78 Zählern nur leicht höher und auch der britische FTSE 100 kam mit 7600,93 Punkten kaum von der Stelle.

Während in Nordamerika und der Eurozone die hohe Inflation weiter die Zinsen der Notenbanken hochhält und somit Rezessionsgefahr mit sich bringt, ist es in China umgekehrt. Dort ist jüngsten Daten zufolge die Teuerung sehr niedrig, sodass Ökonomen bereits eine Deflation befürchten, also einen Rückgang des allgemeinen Preisniveaus. Eine Deflation gilt allgemein als gefährlicher für die Konjunktur als eine etwas zu hohe Inflation. Denn in einem deflationären Umfeld halten sich die Menschen beim Kauf von Waren zurück, weil sie mit weiter fallenden Preisen rechnen. Marktteilnehmern zufolge sorgten die China-Daten am Freitag für etwas Zurückhaltung auch in Europa.

Doch die Zurückhaltung hängt auch zusammen mit den geldpolitischen Ereignissen in der kommenden Woche. Sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) geben am Mittwoch beziehungsweise Donnerstag ihre Leitzinsentscheidungen bekannt. Anleger rechnen bei der EZB fest mit einer weiteren Zinsanhebung. Sprach bei der Fed zunächst einiges für eine Zinspause, halten Marktbeobachter inzwischen auch eine nochmalige Erhöhung für denkbar - erst Recht, nachdem in dieser Woche die australische und die kanadische Notenbank mit Zinsanhebungen die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt hatten.

Europaweit die größten Verluste verzeichneten am Freitag Chemiewerte. Der entsprechende Sektor sank zuletzt um 1,8 Prozent. Händler verwiesen auf eine Gewinnwarnung des britischen Spezialchemiekonzerns Croda , an der laut dem Analysehaus Bernstein "alle Hauptgeschäftsbereiche einen Teil der Verantwortung tragen". Der schwache Ausblick nährt nun Sorgen in der gesamten Branche, denn Croda rechnet unter anderem mit einer Fortsetzung des Lagerbestandsabbaus in den Industrie- sowie in den konsumentennahen Endmärkten. Außerdem wird eine sich abschwächende Entwicklung im Pflanzenschutzgeschäft erwartet.

Die Croda-Aktien brachen in London um mehr als 13 Prozent ein und zogen andere Chemiewerte mit nach unten. Im EuroStoxx etwa waren BASF das Schlusslicht mit minus 2,1 Prozent. Bayer verloren 1,4 Prozent.

Vonovia gewannen als bester EuroStoxx-Wert gut drei Prozent. Immobilienwerte insgesamt waren in der Stoxx-600-Branchenübersicht vorne.

In Kopenhagen verteuerten sich zudem Orsted um 4,3 Prozent nach positiven Analystenkommentaren. Die Investmentbank Oddo BHF hatte die Titel nach dem jüngsten Kapitalmarkttag des Spezialisten für Offshore-Windenergie von "Underperform" auf "Neutral" hochgestuft. Auch Goldman Sachs sah die Veranstaltung positiv./ajx/mis