PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der EuroStoxx 50 hat am Dienstag zugelegt und damit seine zu Wochenbeginn erlittenen Verluste nahezu wettgemacht. Aktuell herrscht am Aktienmarkt wieder etwas Zuversicht, dass der US-Schuldenstreit gelöst werden kann.

Der Leitindex der Eurozone stieg um 0,38 Prozent auf 4336,42 Punkte. Für den französischen Cac 40 aber ging es um 0,17 Prozent auf 7291,65 Punkte nach unten. In Paris wurden einige Aktien ex Dividende gehandelt, was die Kurse der entsprechenden Titel teils deutlich drückte. Der britische FTSE 100 ("Footsie") verzeichnete ein Minus von 0,26 Prozent auf 7607,51 Punkte, nachdem am Montag die Börse in London wegen eines Feiertages geschlossen war.

US-Präsident Joe Biden und der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, vereinbarten einen Kompromiss im Schuldenstreit. Die geplante Aussetzung der Schuldenobergrenze soll bis 2025 gelten und muss noch vom Kongress beschlossen werden.

Ein möglicher Grund für die Aussetzung der Schuldenobergrenze könnte die Vorwegnahme einer Rezession in den USA sein und dass die bereits in den Medien kolportierte neue Schuldenobergrenze ohne ausreichende Ausgabenkürzen an anderen Stellen schwer zu vermitteln gewesen wäre, schrieb Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Marktes. Im Großen und Ganzen dürfe sich der Demokrat Biden als Gewinner der Verhandlungen fühlen.

Die Istanbuler Börse profitierte indes weiter von der Gewissheit über die künftige Regierung in Ankara. Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte am Sonntag die Stichwahl gegen Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu für sich entschieden. Der Leitindex BIST 30 baute seine jüngsten Gewinne aus und stieg um gut drei Prozent. Dabei half auch die anhaltende Talfahrt der türkischen Lira, denn eine schwächere Landeswährung kann grundsätzlich einen exportfördernden Effekt haben.

Mit Blick auf die Einzelwerte sorgten angekündigte Rücktritte von Finanzchefs für etwas Unmut bei den Aktionären von Nestle und Unilever. Die Aktien von Unilever fielen in London um 1,7 Prozent. Der bisherige Finanzchef Graeme Pitkethly will Ende Mai 2024 den Konsumgüterkonzern verlassen. Der Vorstand will sowohl intern als auch außerhalb des Unternehmens mit der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin beginnen.

Analysten hingegen werteten die Personalie positiv. Die Nachricht komme nicht völlig überraschend, da ab Juli mit Hein Schumacher ein neuer Vorstandsvorsitzender die Leitung von Unilever übernehme, schrieb etwa der Experte Martin Deboo von Jefferies. Nun könne Schumacher beginnen, die Führungsspitze des Unternehmens für die Zukunft umzugestalten.

Bei Nestle steht bereits fest, dass der Lebensmittelkonzern eine Finanzchefin bekommt. Denn der langjährige Finanzchef François-Xavier Roger wird durch Anna Manz ersetzt.

Dass der vom Finanzmarkt sehr positiv wahrgenommene Finanzchef Roger abtrete, habe sie überrascht, schrieb Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan. Dass mit Anna Manz von der Londoner Börse eine Nachfolgerin bereits ernannt worden sei, signalisiere aber, dass der Übergang geplant gewesen sei und jegliche Bedenken hinsichtlich des Abgangs Rogers zerstreuen sollte. Dennoch büßten die Papiere von Nestle in Zürich 1,5 Prozent ein.

Die Anteilsscheine von WPP stiegen in London um 1,6 Prozent und zählten damit zu den besten Werten im "Footsie". Die Werbeagentur tut sich mit dem Chipkonzern Nvidia zusammen, um mithilfe von Künstlicher Intelligenz und dem Metaversum die Kosten für die Produktion von Werbung zu senken./la/jha/