PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Mäßige Vorgaben und enttäuschende Unternehmenszahlen haben Europas wichtigste Aktienindizes am Freitag ins Minus gedrückt. Damit droht die hoffnungsvoll begonnene Woche ernüchternd zu enden. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am Mittag 1,58 Prozent auf 3437,80 Punkte, womit von den Gewinnen im Wochenverlauf nicht mehr allzu viel übrig ist. In Paris gab der Cac 40 mit 5990,56 Punkten um 1,58 Prozent nach, während der der britische FTSE 100 mit 0,74 Prozent auf 6892,80 Punkte etwas weniger abfiel.

Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Deka Bank sprach von einem weiterhin schwierigen Umfeld. "Immer mehr Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Notenbanken weiter an der Zinsschraube drehen müssen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden, wieder für niedrigere Inflationsraten zu sorgen", so Kater. "Insofern sind Hoffnungen der Börsianer auf ein Abflauen des geldpolitischen Gegenwindes verfrüht."

Deutliche Verluste verzeichneten vor diesem Hintergrund zinssensible Einzelhandels- und Immobilienaktien sowie der Index der Bauwerte. Letztere litten auch unter den Verlusten des schweizerischen Bauchemieunternehmens Sika . Mit den am Morgen vorgelegten Zahlen zum Geschäftsgang in den ersten neun Monaten hatte das Unternehmen zwar die Umsatzerwartungen erfüllt, etwas dahinter zurückblieben jedoch die Gewinnziffern. Der Einfluss der höheren Rohstoffpreise fiel dabei stärker ins Gewicht als gedacht.

Auch Konsumgüterhersteller schwächelten. Nach guten Zahlen einiger Wettbewerber enttäuschten zum Wochenausklang Adidas , Kering und L'Oreal . Die Aktie des EuroStoxx-50-Schwergewichts L'Oreal büßte mehr als vier Prozent ein, auch wenn der Umsatz auf den ersten Blick besser als erwartet ausgefallen ist. Haar in der Suppe war aber zum Beispiel das vergleichsweise schwache Wachstum in Asien.

Dort hat auch der Luxusgüterkonzern Kering ein Problem; er ringt weiter mit den Folgen der strikten Corona-Maßnahmen in China. Daher wuchs der Umsatz der zum Unternehmen gehörenden italienischen Modemarke Gucci im dritten Quartal nicht so stark wie von Experten erwartet, auch wenn sich die Lage im Vergleich zum zweiten Quartal etwas besserte. Die Aktie fiel um mehr als vier Prozent und lag damit am Ende des Eurozonen-Auswahlindex. Schlusslicht im EuroStoxx 50 war der deutsche Sportartikelhersteller Adidas. Der Kurs der Aktie fiel nach einer abermals gekappten Prognose um bis zu zehn Prozent auf den tiefsten Stand seit dem Frühjahr 2016.

Selbst ordentliche Zahlen brachten die Kurse nicht in Schwung. Renault verloren 2,7 Prozent, obwohl der Autobauer im dritten Quartal von Preiserhöhungen profitiert und seinen Umsatz deutlich gesteigert hatte. Belastet wurde der Sektor unterdessen von negativen Nachrichten des weltgrößten Autobauers Toyota . Das Unternehmen kommt wegen fehlender Elektronikchips nicht mehr um eine Kappung seiner Produktionsprognose für das Jahr herum. Die Japaner hatten schon in den vergangenen Monaten mehrfach die Monatsproduktion anpassen müssen, dabei aber das Jahresziel bisher beibehalten./mf/zb/mis