PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Donnerstag weiter nachgegeben. Sie folgten damit den US-Börsen. Die Wall Street hatte nach dem jüngsten Protokoll der US-Notenbank ins Minus gedreht. Der Eurozonen-Leitindes EuroStoxx 50 verlor gegen Mittag 0,47 Prozent auf 4264,28 Punkte. Der französische Cac 40 sank um 0,26 Prozent auf 7241,27 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,4 Prozent auf 7327,82 Zähler nachgab.

Die Märkte litten unter der Unsicherheit über die weitere Zinsentwicklung. "Die Tür für weitere Zinsschritte wurde zum Leidwesen der Anleger noch nicht fest verschlossen", betonten Analyst Christian Henke vom Broker IG Marktes mit Blick auf das Protokoll der US-Notenbank zur Zinssitzung. "Angesichts der robusten Konjunkturdaten in den Vereinigten Staaten und des klaren Inflationsziels von zwei Prozent möchte die US-Notenbank das Thema Zinserhöhungen noch nicht vom Tisch nehmen." Die Hängepartie an den Märkten könnte bis zur nächsten Zinsentscheidung der US-Notenbank im September weiter gehen.

Unter den Einzelbranchen setzte sich die wechselhafte Entwicklung der Vortage fort. Öl- und Rohstoffwerte erholten sich von der Schwäche am Vortag, während die zuletzt festen Einhandels- und Nahrungsmittelwerte wieder nachgaben.

Spannender war da der Einbruch von Adyen . Der Wert verlor als Schlusslicht im EuroStoxx 50 über 26 Prozent. Die Halbjahreszahlen hatten bei Anlegern Wachstumssorgen geweckt. Der Konkurrenzdruck scheine sich zu erhöhen, hieß es von der Citigroup. Hohe Investitionen, um dem Wettbewerb zu begegnen, dürften die operative Gewinnmarge auf längere Sicht belasten. Diese Entwicklung treffe zusammen mit der nachlassenden Wachstumsdynamik auf die hohe Bewertung von Adyen.

Der niederländische Zahlungsdienstleister hatte im ersten Halbjahr operativ weniger verdient als gedacht. Die operative Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Punkte auf 43 Prozent ein. Zudem hatten sich die Geschäfte in Nordamerika deutlich schwächer als vom Management erwartet entwickelt.

Auf keinerlei Gegenliebe stießen auch die Zahlen von Geberit . Der Schweizer Sanitärtechnikkonzern hatte im zweiten Quartal klar unter den Erwartungen gelegen. Auch der Ausblick hatte sich eingetrübt. Die Aktie büßte als schwächster Schweizer Standardwert 4,2 Prozent ein. Mit den Aktien von Meyer-Burger stand noch ein kleinerer Titel an der Zürcher Börse unter Druck. Mit dem Halbjahresumsatz hatte der Schweizer Solarhersteller die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt.

Aktien von DocMorris drehten dagegen nach anfänglichen Verlusten ins Plus. Sie reagierten damit auf zuversichtliche Aussagen des Managements im Rahmen der Konferenz zu den Halbjahreszahlen. Zuletzt gewann der Wert knapp fünf Prozent.

Der größte britische Rüstungskonzern BAE Systems will sich unterdessen im Rüstungsboom mit dem US-Luft- und Raumfahrtunternehmen Ball Aerospace stärken. BAE zahlt dafür 5,55 Milliarden US-Dollar (5,1 Mrd Euro) an den Mutterkonzern Ball Corporation . Die Analysten von Jefferies bezeichneten die Kombination der beiden Unternehmen als gut, den Preis aber als etwas hoch. Aktien von BAE Systems fielen um 4,3 Prozent./mf/jha/