PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Mittwoch ihre Abwärtsbewegung fortgesetzt. Mäßige Vorgaben der Wall Street und enttäuschende chinesische Konjunkturdaten belasteten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank am Mittag um 0,98 Prozent auf 4403,04 Punkte. Auch an den großen Länderbörsen ging es stärker nach unten. Der französischen Cac 40 verlor 1,11 Prozent auf 7315,66 Punkte, während der britische FTSE 100 um 1,52 Prozent auf 7443,46 Punkte nachgab.

Die Unsicherheit, wann die erhofften Zinssenkungen diesseits und jenseits des Atlantiks erfolgen werden, lasse Marktteilnehmer Aktien wie auch Anleihen derzeit verkaufen, betonte Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades. Dazu trugen jüngste Aussagen bei. Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte zwar in einigen Monaten eine erste Zinssenkung vornehmen, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde der Nachrichtenagentur Bloomberg auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos gesagt. Zugleich dämpfte sie aber etwas die Erwartungen mit Verweis auf die Konjunkturabhängigkeit der Geldpolitik. Sie nannte auch ein gewisses Maß an Unsicherheit und einige Frühindikatoren, die noch nicht das gewünschte Niveau erreicht hätten.

Die unklaren Aussichten belasteten zins- und konjunktursensible Aktien. Am stärksten gaben die Immobilienwerte nach, gefolgt von den Rohstofftiteln. Hier drückten auch die enttäuschenden Daten zum chinesischen Wirtschaftswachstum. "Es gibt für die Weltwirtschaft keinen asiatischen Wachstumsschub, wie es in der Vergangenheit häufiger der Fall war", merkte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank zu den Zahlen an. Das bekamen auch die Luxuswerte zu spüren, da das China-Geschäft für diese eine große Bedeutung hat. LVMH sanken um 1,9 Prozent, Kering um 2,7 Prozent.

Etwas moderatere Abschläge verzeichneten defensive Sektoren wie Telekommunikation und Pharma. Die italienische Regierung hatte den milliardenschweren Verkauf des Festnetzes vom Telekomkonzern Tim (ehemals Telecom Italia ) an den US-Finanzinvestor KKR abgenickt. Die Regierung unter Premierministerin Georgia Meloni verzichtete darauf, ihr Veto zu nutzen. Tim legten gegen den Markt zu.

Unter den Schweizer Standardwerten standen Geberit unter Druck. Das Unternehmen hatte 2023 weniger Umsatz erzielt als im Vorjahr. Gebremst wurde der Sanitärtechnikkonzern von der schwachen Baukonjunktur, aber auch vom starken Franken. Dass sich das Blatt im laufenden Jahr rasch wendet, scheint eher unwahrscheinlich. Geberit fielen um 4,3 Prozent.

Noch ganz anders erwischte es einen Schweizer Nebenwert. Aktien von Meyer Burger brachen um über 37 Prozent ein. Das Unternehmen hatte bei der Fertigung in Deutschland die Notbremse gezogen und braucht frisches Kapital. Analysten sprachen von einem "Höchstrisiko-Investment"./mf/jha/