PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Freitag im Handelsverlauf an Dampf verloren. Hatten die Vorgaben der Wall Street anfangs noch Schub gegeben, schmolzen die Gewinne bis zum Mittag zusammen. Dazu trugen die sinkenden US-Futures bei. Der EuroStoxx 50 trat am Mittag auf der Stelle. Der französische Cac 40 entwickelte sich vergleichbar. Auch der britische FTSE 100 kam nicht vom Fleck.

Vor dem Wochenende und den bevorstehenden US-Arbeitsmarktdaten stellte sich damit wieder Zurückhaltung ein. Marktexperte Andreas Lipkow warnte vor übertriebener Zuversicht nach der jüngsten Sitzung der US-Notenbank, die als günstiges Signal für die weitere Zinsentwicklung aufgenommen worden war. "Fundamental hat sich wenig geändert und die Marktteilnehmer haben lediglich das neue Anleiherenditeniveau eingepreist", so Lipkow. "Außerdem schwelen noch einige geopolitische Brandherde mit enormen Zündeffekten vor sich hin. Diese haben sich insbesondere an dem vergangenen Wochenende das eine oder andere Mal entladen."

Marcus Hüttinger, Marktstratege beim Vermögensverwalter GANÉ, betonte, dass der US-Leitzins auf dem höchsten Niveau seit über zwanzig Jahren liege. Dies gelte es zunächst einmal zu verdauen. "Unternehmen, Staaten und Investoren müssen sich weiterhin mit ungewohnt hohen Kapitalkosten auseinandersetzen", betonte Hüttinger. Ein weiterer Anstieg der Unternehmenspleiten und Belastungen für die Unternehmensgewinne seien wahrscheinlich. Das gelte um so mehr, als kurzfristig keine Zinssenkungen absehbar seien.

Schwächster Sektor waren die Versicherer. Hier belasten die Abgaben von Axa und Swiss Re . Beide Werte hatte mit Abschlägen auf ihre Quartalszahlen reagiert. Analysten verwiesen beim französischen Versicherer auf eine nicht zufriedenstellende Entwicklung der Versicherungsprämien in einigen Bereichen. Bei Swiss Re wurden unter anderem die vergleichsweise hohe Bewertung und der vorherige Anstieg betont. Axa fielen um 2,7 Prozent, Swiss Re um 1,5 Prozent.

Positiver war die Reaktion auf die Zahlen von Societe Generale . Eine starke Gewinnentwicklung verhalf dem französischen Bankwert zu 0,9 Prozent Aufschlag. Noch besser als der Bankensektor lief der Immobiliensektor. Das Schwergewicht Vonovia legte nach soliden Quartalszahlen um über fünf Prozent zu. Deutschlands größter Wohnimmobilien-Konzern hatte zudem den Verkauf von Neubauprojekten für rund 357 Millionen Euro gemeldet. Insgesamt erzielten die Bochumer in diesem Jahr durch Wohnungsverkäufe und den Verkauf von Minderheitsanteilen an Immobilienportfolios Erlöse von rund 3,7 Milliarden Euro./mf/stk