PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den Verlusten am Vortag haben sich die europäischen Aktienmärkte beruhigt. Auf ermäßigtem Niveau setzten die Börsen am Mittwochmittag zu einer zaghaften Gegenbewegung an. Der EuroStoxx 50 gewann zuletzt 0,43 Prozent auf 4113,03 Punkte. Der französische Cac 40 kletterte um 0,47 Prozent auf 7020,25 Zähler, während der britische FTSE 100 um 0,14 Prozent auf 7480,56 Punkte stieg.

Trotz der Stabilisierung bleibt die Lange angespannt. Gründe für die Verunsicherung gibt es mehr als genug, allen voran die Auswirkungen der Zinsanhebungen auf die Konjunktur. "Die weltwirtschaftliche Großwetterlage ist alles andere als einfach: Während sich der Zinserhöhungszyklus bei den meisten großen Notenbanken am oder kurz vor dem Ende befindet, sind die Auswirkungen der gestiegenen Zinsen auf das Wachstum noch nicht vollständig abschätzbar", warnte Chefstratege Robert Greil von Merck Finck. "Außerdem bleibt das Risiko, dass die Inflation vor allem durch höhere Ölpreise noch einmal anzieht."

Neue Daten aus dem Euroraum zeichneten unterdessen ein uneinheitliches Bild. Während sich die Unternehmensstimmung im Euroraum im September leicht aufhellte, waren die Umsätze im Einzelhandel im August stärker als erwartet gefallen.

Einzelhandelswerte standen denn auch am Ende der Sektoren. Gute Nachrichten von Tesco halfen wenig, auch wenn die Aktie um 3,4 Prozent kletterte. Die britische Supermarktkette hatte mit einem erhöhten Jahresausblick aufgewartet. Bernstein-Analyst William Woods schrieb, das bereinigte Wachstum ebenso wie die Margen hätten sich in den vergangenen Monaten besser entwickelt als am Markt erwartet.

Gefragt waren stattdessen die defensiven Sektoren, allen voran die Versorger. Auch Telekomtitel verzeichneten Gewinne. Auffallend entwickelten sich dabei Orange . Die Aktien des französischen Telekomkonzerns gewannen 2,4 Prozent, nachdem die Bank of America den Wert um gleich zwei Stufen von "Underperform" auf "Buy" angehoben hatte. Die Analysten begründeten die Anhebung mit der günstigen Bewertung und den guten Aussichten des Unternehmens.

Im ebenfalls steigenden Pharmasektor standen die Aktien von Sandoz im Zentrum. Nach einem Eröffnungskurs von 24 Franken schwankte der Wert zuletzt über 23 Franken. Die Anteile des Pharmariesen Novartis , von dem der Generikahersteller abgespalten wurde, verloren 4,6 Prozent auf 87,68 Franken.

Mit der Börseneinführung hatte Novartis auch die eigenen Ziele für 2023 bestätigt. Die Abspaltung könnte dem Pharmakonzern zu höheren Margen und damit zu einer höheren Bewertung verhelfen, hieß es am Markt. Novartis vollzieht mit der Abspaltung einen letzten großen Schritt in seiner Transformation zu einem fokussierten Pharmaunternehmen./mf/stk