PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Der zum Wochenstart aufgekommene Druck auf die europäischen Aktienkurse hat am Dienstag angedauert. Die vergangene Woche war dank der Euphorie über das Ende des US-Schuldenstreits freundlich ausgeklungen. Nun rücken erneut die Sorgen über nachlassendes Wirtschaftswachstum und die künftige Geldpolitik der großen Notenbanken in den Fokus.

Um die Mittagszeit sank der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,26 Prozent auf 4282,20 Punkte. Für den französischen Cac 40 ging es um 0,23 Prozent auf 7184,63 Punkte bergab, während der britische FTSE 100 0,24 Prozent auf 7581,87 Punkte verlor.

Bereits vor Handelsbeginn gab der überraschend deutlich gesunkene Auftragseingang der deutschen Industrie Konjunktursorgen neue Nahrung. Am Mittwoch kommender Woche steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed an. Einen Tag später informiert die Europäische Zentralbank (EZB) über ihre Geldpolitik.

Während die Märkte zunehmend von einer Zinspause der amerikanischen Währungshüter ausgehen, erscheint ein solcher Schritt in der Eurozone noch weit entfernt: EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt.

Im europäischen Branchenvergleich standen am Dienstag die Aktien von Öl- und Gaskonzernen am stärksten unter Druck: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 verlor 1,4 Prozent, nachdem er bereits am Montag ab dem Nachmittag seiner vorherigen Erholung etwas Tribut gezollt hatte.

Größter Gewinner am Dienstag war hingegen der Index der als defensiv geltenden Gesundheitsbranche , der mit einem Plus von 1,1 Prozent weiter zulegte. Defensive Titel sind üblicherweise eher in einem schwachen Marktumfeld gefragt.

Unternehmensnachrichten kamen vor allem aus Großbritannien, lösten aber keine großen Kursbewegungen aus. Bei British American Tobacco (BAT) stand zuletzt ein Plus von 0,6 Prozent zu Buche. Der Tabakkonzern habe wie von ihm erwartet die Jahresziele bestätigt, was die Anleger etwas beruhigen sollte, schrieb JPMorgan-Analyst Jared Dinges. Allerdings hielten die Sorgen wegen des US-Zigarettengeschäfts an, das BAT als enttäuschend bezeichnet habe.

Die Aktien des Pharmakonzerns GSK schafften einen Kursanstieg um 0,4 Prozent. Die Privatbank Berenberg bekräftigte in einer aktuellen Studie ihr Kaufvotum. Trotz eines starken ersten Quartals und branchenkonformer Wachstumsaussichten habe GSK im vergangenen Monat zu den schwächsten Pharmatiteln gezählt, schrieb Analystin Kerry Holford. Ungeachtet bestehender Risiken aus Rechtsstreitigkeiten sei die Bewertung attraktiv.

Dagegen ging es für die Anteilsscheine von AB Foods um 0,4 Prozent nach unten. Der Nahrungsmittelhersteller und Einzelhändler kündigte die Übernahme des auf Technologie für die Milchwirtschaft spezialisierten Unternehmens National Milk Records an, das mit rund 48 Millionen Pfund bewertet wird./gl/mis