PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An den europäischen Aktienmärkten ist es am Montag nach zuletzt zwei Erholungstagen wieder bergab gegangen. Steigende Ölpreise verstärkten unter den Anlegern die Inflationsbedenken vor zahlreichen Zinsentscheiden, die im Laufe der Woche erwartet werden. Vor allem vor dem Entscheid der US-Notenbank Fed am Mittwoch gingen Anleger wieder etwas mehr aus dem Risiko, hieß es.

Zur Mittagszeit verlor der EuroStoxx 50 0,77 Prozent auf 4261,95 Punkte. Er kam damit weiter von seinem höchsten Stand seit Ende August zurück, der am Freitag zwischenzeitlich erreicht worden war dank der Aussicht auf ein Zinsplateau in der Eurozone.

Der französische Cac 40 fiel um gut ein Prozent auf 7305,48 Zähler. Der britische FTSE 100 gab moderat um 0,3 Prozent auf 7687,46 Punkte nach.

"Der Zinsentscheid der Federal Reserve (Fed) in dieser Woche ist alles andere als klar. Wie immer steht die Herausforderung, eine Balance zwischen Preis- und Wirtschaftsstabilität zu finden, im Mittelpunkt", sagte Tonia Zimmermann vom Schweizer Fintech-Unternehmen UMushroom. Experten zufolge preisen die Marktteilnehmer derzeit aber nur eine geringe Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung ein.

Am Ölmarkt sorgte die jüngste Angebotsverknappung am Montag weiter für hohe Preise. Die Preise für ein Barrel der Sorten Brent und WTI erreichten jeweils ein Hoch seit November 2022. Dies half aber noch nicht einmal eindeutig den Ölwerten, deren Branchenindex mit minus 0,3 Prozent aber nur relativ kleine Verluste einstecken musste. In der Sektorwertung gab es zuletzt keinen einzigen Gewinner.

Angesichts der wieder größer werdenden Sorge, dass die Ölpreise die Inflation anheizen und den Druck auf die Notenbanken erhöhen könnten, kamen Aktien aus der Immobilienbranche wieder unter Druck. Deren Teilindex verlor etwas mehr als ein Prozent, gemeinsam mit jenem der Baubranche .

Ähnlich schwach zeigte sich der Technologiesektor . Kursverluste am Freitag an der US-Börse Nasdaq dämpften am Montag auch in Asien und Europa die Branchenstimmung. Hinzu kam eine Umsatzwarnung des Chipunternehmens Nordic Semiconductor , dessen Kurs in Oslo um mehr als 12 Prozent einbrach.

Aktien der Societe Generale gehörten mit mehr als neun Prozent im Bankensektor zu den großen Verlierern. Mikt Enttäuschung reagierten die Anleger auf einen Strategieplan mit Kosten- und Kapitalfokus. Das in Paris ansässige Bankhaus opfert dafür seine Ertragsentwicklung ein Stück weit und kürzte neben den Zielen für das Einnahmenwachstum. Laut der JPMorgan-Analystin Delphine Lee wird es einige Zeit brauchen, bis der Markt Kostenfortschritte wertschätzen werde.

Für die Titel von Prosus ging es um 2,3 Prozent bergab. Bei der niederländischen Internet-Beteiligungsholding sowie ihrem Mutterkonzern Naspers gibt es einen Führungswechsel. Der Doppel-Konzernchef Bob van Dijk räumt bereits an diesem Montag seinen Posten, ohne dass Angaben zu den Gründen gemacht wurden. Ervin Tu, der aktuell den Bereich Investitionen in der Gruppe verantwortet, soll laut Mitteilung interimsweise übernehmen.

Eine ähnliche Nachricht sorgte bei den Aktien des Pharma- und Chemiekonzerns Lonza für einen Kursverlust von 8,2 Prozent. Hier überraschte der abrupte Abgang von Konzernchef Pierre-Alain Ruffieux per Ende September. Vorübergehend übernimmt Verwaltungsratspräsident Albert Baehny auch die operative Leitung.

Positive Kursreaktionen waren Mangelware. Die Aktien von International Distributions Services waren London eine Ausnahme mit einem Kurssprung um mehr als 8 Prozent. Hier half die nun positive Einschätzung der US-Bank JPMorgan mit "Overweight". Analyst Samuel Bland sieht den Logistiker an einem Wendepunkt und schrieb von einer attraktiven Einstiegsgelegenheit./tih/mis