PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die zunehmenden geopolitischen Spannungen in Nahost haben die Anleger an Europas wichtigsten Aktienmärkten zum Wochenauftakt in der Defensive gehalten. Der EuroStoxx 50 notierte gegen Mittag 0,05 Prozent tiefer bei 4133,95 Punkten. Der französische Cac 40 sank ebenfalls um 0,05 Prozent auf 6999,90 Zähler. Der britische FTSE 100 legte um 0,29 Prozent auf 7621,42 Punkte zu.

Steil nach oben ging es hingegen an der Warschauer Börse nach den Prognosen zum Ausgang der Parlamentswahl in Polen. Der Aktienindex Wig-20 schnellte im frühen Handel um knapp 5 Prozent nach oben und notierte zuletzt 3,3 Prozent höher bei 2040 Punkten. Eine Nachwahlbefragung deutete zum Wochenstart auf einen Politikwechsel in Polen hin. Demnach bleibt die Regierungspartei PiS zwar stärkste politische Kraft. Allerdings könnten drei proeuropäische Oppositionsparteien eine neue Regierung bilden. Das endgültige Wahlergebnis steht voraussichtlich erst am Dienstag fest.

Die Ereignisse vom Wochenende dürften die Befürchtungen, dass sich die Nahost-Krise ausweiten könnte, nicht zerstreuen, merkte Analyst Michael Hewson von CMC Markets an. Denn die Hamas feuere weiter Raketen auf Israel ab, und Israel bereite sich auf einen Einmarsch in den Gazastreifen vor. Dies könnte zur Eröffnung einer weiteren Front durch die Hisbollah im Libanon führen, oder - noch bedrohlicher - durch den Iran, was wiederum die USA auf den Plan rufen könnte. Infolge dieser anhaltenden Unsicherheit und des Krieges der Worte, sei es derzeit schwer, einen Aufwärtstrend für die Aktienmärkte zu erkennen, so Hewson.

Aus Branchensicht standen europaweit Rohstoff- und Ölwerte in der Anlegergunst ganz oben. Der Energiesektor profitierte dabei von steigenden Ölpreisen wegen der Nahost-Krise. So gehörten die Aktien von Rio Tinto , Glencore , BP und Shell zu den Top-Werten im Stoxx-50-Index. Die Shell-Papiere erklommen im Londoner Handel zudem ein Rekordhoch.

Die Aktien von Tim (Telecom Italia) sackten um 3,1 Prozent ab. Der US-Finanzinvestor KKR gab für die Festnetzsparte des italienischen Telekomkonzerns ein verbindliches Gebot ab und legte eine unverbindliche Kaufofferte für die Kabelsparte Sparkle vor. KKR bewerte das Festnetz einschließlich einiger erfolgsabhängiger Zahlungen mit 23 Milliarden Euro, sagten mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Papiere von Sartorius Stedim Biotech fielen nach einer Verkaufsempfehlung der Societe Generale auf den tiefsten Stand seit April 2020 und notierten zuletzt 1,7 Prozent im Minus. Die französische Tochter des deutschen Pharma- und Laborausrüsters Sartorius hatte in der Vorwoche ihre Jahresziele erneut gesenkt./edh/stw