PARIS/LONDON (dpa-AFX) - An Europas Börsen geht es am Montag weiter bergab. Zwar konnten die wichtigsten Indizes ihre Anfangsverluste eindämmen. Doch wegen der anhaltenden Sorgen über die künftige Zinsentwicklung und die Konjunkturaussichten hielten sich die Anleger zurück. Enttäuschende Stimmungsdaten aus den Unternehmen in Deutschland gaben den Bedenken neue Nahrung. Zudem müssten die Märkte die jüngsten Ereignisse in Russland verdauen, schrieben die Experten der niederländischen Bank ING.

Gegen Mittag gab der EuroStoxx 50 noch um 0,14 Prozent auf 4265,63 Punkte nach. Damit steuert der Eurozonen-Leitindex auf den sechsten Verlusttag in Folge zu - am Freitag hatte er sich mit dem höchsten Wochenminus seit Mitte März aus dem Handel verabschiedet. Der französische Cac 40 sank am Montag um 0,09 Prozent auf 7157,05 Zähler, während der britische FTSE 100 0,34 Prozent auf 7436,45 Punkte verlor.

In der Vorwoche hatten mehrere Notenbanken ihre Leitzinsen teils deutlicher als erwartet angehoben und weitere Erhöhungen signalisiert. Am Montag wurde zudem bekannt, dass sich das Ifo-Geschäftsklima im Juni weiter und noch deutlicher als von Analysten im Schnitt erwartet eingetrübt hat.

Der Aufstand der russischen Söldnertruppe Wagner, die bisher eine entscheidende Rolle im Krieg gegen die Ukraine gespielt habe, sei zwar nur kurzlebig gewesen, heißt es derweil in einem Kommentar der Commerzbank. Er habe aber die Autorität von Präsident Wladimir Putin auf eine harte Probe gestellt und Fragen über die weitere Entwicklung des Kriegs aufgeworfen.

Diese schlugen sich am Aktienmarkt vor allem in deutlichen Kursverlusten bei Rüstungstiteln nieder. In Paris, London und Mailand zählten Thales , BAE Systems und Leonardo mit Kursabschlägen von bis zu mehr als vier Prozent zu den schwächsten Werten. Auch in Frankfurt wurden Aktien wie Rheinmetall und Hensoldt gemieden.

Börsianer tun sich ähnlich schwer mit einer Interpretation der aktuellen Kursverluste wie die politischen Kommentatoren beim offenbar gescheiterten Putsch-Versuch von Wagner. Ziemlich sicher scheint nur ein Zusammenhang: Marktteilnehmer vermuten, dass einige Anleger nun mit einer Entspannung rechnen. Fundamental untermauern lasse sich das kaum, hieß es.

Etwas unter Druck in Europa standen am Montag generell die Aktien der konjunktursensiblen Industrie- und Autokonzerne: Deren Subindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 sanken um 0,6 beziehungsweise 0,4 Prozent.

Weiter erholt zeigten sich indes vor allem Chemietitel nach deutlichen Verlusten infolge mehrerer Gewinnwarnungen aus der Branche.

Kursbewegende Unternehmensnachrichten gab es zum Wochenauftakt kaum. In London zogen die Aktien von Aston Martin um gut sieben Prozent an. Der Sportwagenhersteller punktete mit einer Vereinbarung mit dem US-Elektroautobauer Lucid für leistungsstarke Elektrofahrzeuge. In deren Rahmen werde sich Lucid mit knapp vier Prozent an Aston Martin beteiligen, heißt es in einem Bericht. Die Lucid-Titel verteuerten sich in New York vorbörslich um neun Prozent.

Bei AB Foods mussten die Anleger einen Kursrückgang um 0,5 Prozent verkraften, obwohl der Nahrungsmittelproduzent und Einzelhändler nach einem überraschend guten dritten Geschäftsquartal mit etwas mehr operativem Gewinn im Gesamtjahr rechnet als bisher. Von der wichtigen Textilhandelstochter Primark habe der Markt nach ermutigenden Aussagen von Branchenkollegen wie Inditex , Next und H&M aber offenbar etwas mehr erwartet, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic./gl/jha/