FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Nach positiv aufgenommen Quartalszahlen nähern sich die Aktien von Netflix in Riesenschritten ihrem erst vor einer Woche erreichten Rekordhoch. Im Frankfurter Handel zogen die Aktien des Streamingdienstes bis zum Freitagmittag um 4,6 Prozent auf 670,90 Euro an. Umgerechnet in US-Dollar ergibt dies einen Kurs von gut 727 Dollar. Damit fehlt nicht mehr viel zum vor sieben Tagen im US-Handel erreichten Höchststand von 736 Dollar.

Netflix habe im dritten Quartal solide abgeschnitten und die Neukundenzahl deutlich gesteigert, schrieb der Experte James Heaney vom Analysehaus Jefferies. Das Schlussquartal des Jahres dürfte bei der Abonnentenzahl noch viel stärker verlaufen.

Das günstigere Abo mit Werbung wird für Netflix zu einem verlässlichen Wachstumsmotor. In den Ländern, in denen es verfügbar ist, machte das Anzeigen-Angebot im vergangenen Quartal mehr als die Hälfte der Neuzugänge aus.

Der Videostreaming-Marktführer will den Schwung nutzen, um für Anzeigenkunden attraktiver zu werden. Das könnte dafür sorgen, dass mehr Werbeausgaben aus dem klassischen TV zu dem Internet-Dienst umgeleitet werden.

Laut dem Experten Laurent Yoon vom US-Analysehaus Bernstein Research stimmten die Unternehmensaussagen zur künftigen Entwicklung zuversichtlich. So soll das Programmangebot im vierten Quartal deutlich ausgebaut werden, ergänzt durch Spiele der US-amerikanischen Profiliga im American Football und die mit Spannung erwartete Fortsetzung der südkoreanischen Erfolgsserie "Squid Games".

Analyst Douglas Anmuth von der US-Bank JPMorgan zog ebenfalls ein positives Fazit. Netflix entwickle sich finanziell weiterhin stark. Das dürfte auch so weitergehen.

Die Anteilsscheine von Netflix sind bereits seit einiger Zeit enorm gefragt. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Kurs fast verdoppelt. Seit Jahresbeginn gerechnet steht ein Plus von gut 41 Prozent zu Buche, während der Technologie-Index Nasdaq 100 auf einen Gewinn von 20 Prozent kommt.

"Wer im Sommer 2022 eingestiegen ist, kann sich gar über eine Vervierfachung des Wertes freuen", bemerkte Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Marktes. Dies sei ein beeindruckendes Comeback, nachdem es nach der Corona-Pandemie zu einer Müdigkeit im Streaming gekommen sei und das Problem bezüglich der gemeinsamen Nutzung von Passwörtern aufgetreten sei. Netflix habe gegensteuern wollen und das habe an der Wall Street zu Unsicherheit geführt, ob sich die Nutzer für eigene Konten anmelden würden oder Netflix den Rücken kehren. "Heute wissen wir, die Strategie ist aufgegangen", resümierte der Experte.

Allerdings seien die Netflix-Aktien nicht billig, fuhr Oldenburger fort. Durch den steilen Kursanstieg würden die Papiere aktuell mit dem 33-fachen des für die nächsten 12 Monate erwarteten Gewinns je Aktie gehandelt, der breit gefasste Index S&P 500 komme auf ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 21. Damit besteht dem Analysten zufolge vor allem dann wenig Spielraum für eine Ausweitung der Bewertung, falls sich das Wachstum in den kommenden zwölf Monaten abschwächen sollte./la/niw/nas