NEW YORK (dpa-AFX) - An der US-Technologiebörse Nasdaq hat Micron am Donnerstag den Anlegern einen Denkzettel verpasst. Bei den am Vorabend nach Börsenschluss vorgelegten Quartalszahlen war es vor allem der Ausblick des Chipkonzerns, der missfiel. Die Aktien knickten um fast 18 Prozent ein auf das niedrigste Niveau seit Mitte September. Sie bremsten damit auch eine Erholung des Nasdaq-100-Leitindex, der am Vortag deutlich nachgegeben hatte. Ausgelöst hatte ihn die Erwartung von nur noch zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed im Jahr 2025.

Micron hatte damit im Technologiesektor die nächste schlechte Nachricht parat. Der US-Halbleiterkonzern hatte für das zweite Geschäftsquartal einen Umsatz von 7,9 Milliarden US-Dollar plus/minus 200 Millionen in Aussicht gestellt. Laut Analyst Masahiro Nakanomyo von der US-Bank Jefferies belief sich aber die Konsensschätzung auf 8,9 Milliarden Dollar. Der Ausblick habe selbst die Erwartungen der ärgsten Pessimisten verfehlt, urteilte UBS-Analyst Timothy Arcuri.

Von der Bank of America wurde denn auch gleich die Kaufempfehlung für die Micron-Aktie gestrichen wegen Gegenwinds, den das Unternehmen bei der Marge verspüre. Er verwies dabei vor allem auf den Druck in der Computer- und Mobilfunkbranche. In der Vergangenheit habe die Aktie in Phasen gedämpfter Profitabilität stets Mühe gehabt, eine relativ gute Entwicklung zu erzielen.

Das breite Branchenbild im Chipsektor war am Donnerstag aber in Summe "nur" durchwachsen. Anleger wägten ab zwischen den Rückschlüssen, die Micron für die Branche mit sich bringt, und dem Gedanken, dass die herben Kursverluste vom Vortag übertrieben waren. Anlegers "KI-Liebling" Nvidia zum Beispiel setzte nach einer fünftägigen Durststrecke erneut zu einem Erholungsversuch an. Zuletzt gewannen sie etwa ein Prozent an Wert.

Die Papiere einiger Chipbranchen-Ausrüster sackten dagegen am Donnerstag gemeinsam mit Micron ab. Dazu gehörten zum Beispiel die Aktien von Lam Research oder Applied Materials , die 5,6 respektive 1,6 Prozent an Wert einbüßten.

Mit dem Kursrutsch am Donnerstag egalisierte Micron einen Großteil seiner Jahresgewinne, denn diese schrumpften auf weniger als ein Prozent. Vom Rekord, der Mitte Juni über 157 Euro aufgestellt wurde, hat sich der Kurs mittlerweile sogar fast halbiert. Anfang der Woche hatten die Papiere noch die 200-Tage-Linie getestet, die als Indikator für den längerfristigen Trend gilt. Der Versuch war aber spätestens am Vortag gescheitert, denn da hatten die Aktien im Zuge des marktbreiten Kursrutsches schon mehr als vier Prozent verloren./tih/edh/mis