FRANKFURT (dpa-AFX) - Leicht höher gesteckte Jahresziele haben der Aktie von Siltronic am Donnerstag eine deutliche Erholung beschert. Das Papier entzog sich der allgemein trüben Börsenstimmung und legte an der MDax -Spitze um 6,7 Prozent auf 75,60 Euro zu. Damit setzte es seine Stabilisierung innerhalb der seit Ende April bestehenden Handelsspanne von rund 70 bis etwa 78 Euro fort.

Vor rund drei Monaten hatte der Halbleiterwafer-Hersteller seine Jahresziele überraschend gesenkt. Begründet wurde der Schritt mit einer weiteren Verzögerung der Markterholung bei fortwährend hohen Lagerbeständen der Kunden. Der Druck auf die schon kurz nach dem Jahresbeginn schwächelnden Aktie wurde dadurch nochmals deutlich stärker. Aktuell steht im laufenden Jahr noch ein Verlust von 14,5 Prozent zu Buche.

Dass Siltronic trotz weiter schwieriger Geschäfte mehr Optimismus an den Tag lege, sei "nicht unbedingt erwartbar gewesen", sagte ein Händler. Jefferies-Analyst Constantin Hesse sprach obendrein von einem "trotz geringer Erwartungen soliden zweiten Quartal". Er bleibe ungeachtet einer verzögerten Erholung positiv für die Aktie gestimmt, auch wenn der Tiefpunkt noch länger andauern werde.

"Besser als befürchtet" lautet die Bewertung der Quartalszahlen durch Analyst Jürgen Wagner von der Investmentbank Stifel. Die Konsensschätzung für das Jahresergebnis je Aktie dürfte ihm zufolge nun um mehr als zehn Prozent steigen. Die Rendite-Risiko-Struktur der Aktie sei zudem positiv, "da der Abschwung bereits weit fortgeschritten ist und der Aufschwung sich bis 2025 einstellen sollte".

Trotz weiterhin schwieriger Geschäfte blickt Siltronic inzwischen etwas zuversichtlicher auf das laufende Jahr. Der Umsatz im zweiten Quartal legte im Vergleich zum ersten Jahresviertel leicht zu, das operative Ergebnis konnte im Quartalsvergleich weitgehend stabil gehalten werden. So rechnet Siltronic für 2024 jetzt mit einem Umsatz im hohen einstelligen Prozentbereich, unter dem des Vorjahres von gut 1,5 Milliarden Euro. Als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) sollen 23 bis 25 Prozent hängen bleiben. Im April war der ursprüngliche Ausblick noch gesenkt und ein Umsatzminus von rund 10 Prozent sowie eine Marge von 21 bis 25 Prozent avisiert worden.

Angesichts immer noch hoher Lagerbestände der Kunden spiegele sich das vom KI-Trend getriebene Wachstum der Endmärkte bisher nicht in der Auftragslage wider, schränkte Siltronic-Chef Michael Heckmeier allerdings ein./ck/mis