FRANKFURT (dpa-AFX) - Spekulationen über Kaufinteressenten für Wintershall Dea haben der zuletzt ins Stocken geratenen Erholung der BASF-Aktien am Freitag neuen Schub gegeben. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vorabend aus Kreisen berichtete, sind sowohl der arabische Ölkonzern Adnoc als auch der britische Ölkonzern Harbour Energy an der Öl- und Gastochter der Ludwigshafener interessiert.

Beflügelt von diesen Aussichten übersprang das Papier des Chemieunternehmens am letzten Handelstag der Woche gleich am Morgen die gleitende 90-Tage-Linie, die den mittelfristigen Trend signalisiert. Aktuell liegt diese leicht über 44,40 Euro. Zuletzt ging es für die Aktie um 2,0 Prozent auf 44,69 Euro hoch, womit BASF den Spitzenplatz im moderat steigenden Dax einnahm.

Covestro profitierten mit und zogen zuletzt um 1,5 Prozent auf 48,36 Euro an. Am deutschen Chemie- und Kunststoffkonzern ist die von Abu Dhabi kontrollierte Adnoc schon seit geraumer Zeit interessiert. Covestro hatte im September Gespräche bestätigt. Seither herrscht weitgehend Funkstille.

Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan sieht im Fall eines Verkaufs von Wintershall Dea ein mögliches Aufwärtspotenzial für BASF in Höhe von rund 6 Prozent des aktuellen Marktwertes, der derzeit knapp unter 40 Milliarden Euro liegt. Dabei setzte er einen Unternehmenswert von zehn Milliarden Euro für Wintershall Dea an. Er verwies zugleich darauf, dass in dem Bloomberg-Bericht sogar von einem möglichen Wert jenseits von zehn Milliarden Euro die Rede gewesen sei. BASF gehören knapp 73 Prozent an dem Unternehmen.

"Die Gerüchteküche um ein Interesse an Wintershall Dea brodelt", zumal im kommenden Jahr der Verkauf abgeschlossen werden solle, sagte ein Händler. 2024 könne für BASF daher ein Jahr der Monetarisierung von Werten werden. Der Preis für Wintershall Dea könne zugleich über deren Buchwert liegen.

Marktexperte Andreas Lipkow verwies nicht zuletzt mit Blick auf den Autokonzern Mercedes-Benz (ehemals Daimler) darauf, dass arabische Investoren bereits in den vergangenen Jahrzehnten oft ein "ausgezeichnetes Händchen für strategische Investments in deutschen Unternehmen" bewiesen hätten. Der Staatsfonds von Kuwait hält derzeit knapp sechs Prozent an dem Stuttgarter Fahrzeughersteller.

"Der potenzielle Kauf von Wintershall ist eine ähnliche Situation und könnte ein Win-Win-Geschäft für beide Parteien darstellen", so Lipkow. BASF könne angesichts seiner neuen Konzernausrichtung wenig mit der Tochter anfangen und wolle sich bereits seit Jahren von Wintershall Dea trennen. Adnoc dagegen habe die Möglichkeit, über den Erwerb die Wertschöpfungskette zu vertiefen, sagte er./ck/tav/tih