FRANKFURT (dpa-AFX) - Aus vorbörslichen Kursgewinnen ist am Mittwoch bei Auto1 nichts geworden. Nachdem die Titel des Online-Autohändlers auf der Plattform Tradegate in der Spitze mit 7,40 Euro zunächst klar im Plus gehandelt wurden, ging der Kurs im Xetra-Haupthandel schnell in die Knie. Zuletzt weiteten sie den Abschlag auf 5,2 Prozent aus und kosteten 6,89 Euro. Solide Quartalszahlen reichten den Anlegern damit nicht für eine weitere Erholung der Papiere.

Zuletzt war der Auto1-Kurs nahe der 7,50-Euro-Marke auf dem höchsten Niveau seit Ende September angekommen, getragen von einer generellen Erholung bei Technologiewerten, zu denen auch Internet-Aktien gezählt werden. Am Vortag allein waren die Titel in einer breiten Sektorrally um ungefähr acht Prozent angezogen, angetrieben von einer rasanten Erholung in der chinesischen Tech-Branche. Deutsche Internet-Werte traten am Mittwoch aber allgemein wieder den Rückzug an.

Mit Blick auf die Resultate von Auto1 fanden Börsianer in ersten Reaktionen positive Worte. Expertin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC bezeichnete den Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis als etwas besser als gedacht. Der Online-Autohändler bahne sich den Weg in Richtung Profitabilität, schrieb die Analystin. 2022 allerdings soll der um Sonderposten bereinigte operative Verlust (bereinigtes Ebitda) weiterhin bei zwei bis drei Prozent des Umsatzes liegen.

Der JPMorgan-Analyst Marcus Diebel sieht mit besseren Nachrichten aber noch nicht viel gewonnen. Deutlich anziehende Gewinnschätzungen bezeichnete er zum aktuellen Zeitpunkt als unwahrscheinlich. Es dürfte vielmehr noch ein paar Quartale dauern, bis sich das Vertrauen der Investoren wegen guter Finanzkennziffern wieder einstellt. Angesichts einer nach wie vor niedrigen Bewertung der Papiere sieht er aber weiterhin mehr Chancen als Risiken, sodass sein positives Votum "Overweight" Bestand hat.

Auch Adam Berlin von UBS erwartet keine bedeutenden Anpassungen der Konsensschätzungen. Fortschritte auf der operativen Ergebnisebene seien zwar ermutigend, einen negativen Punkt sah er aber in den Prognosen für die Zahl der verkauften Fahrzeuge, die Auto1 in den beiden Kernbereichen Autohero und dem Geschäft mit Autohändlern an das untere Ende der bisherigen Zielspannen kürzte. Konkretisiert wurde außerdem die Prognose für den Jahresumsatz: Dieser soll mit 6,5 bis 6,7 Milliarden Euro mindestens die Mitte der bisherigen Prognosespanne erreichen.

Mitte Oktober waren die Auto1-Aktien mit 5,41 Euro noch auf ein Rekordtief gefallen, was im Vergleich zum 38-Euro-Ausgabepreis beim Börsengang im Februar 2021 einen Kursrutsch um 85 Prozent bedeutet. Auto1 war zu einem Zeitpunkt an die Börse gegangen, als Online-Werte als Corona-Krisengewinner gehandelt wurden. Weil die Pandemie seither ihren Schrecken verloren hat, ist es monatelang für die Online-Branche stark bergab gegangen. Später kamen die hohe Inflation und steigende Zinsen als große Belastung hinzu, weil in der Folge das Wachstum von Tech-Unternehmen und deren Profitabilität massiv hinterfragt wurde./tih/bek