FRANKFURT (dpa-AFX) - Überzeugende Geschäftszahlen haben den Aktien von Airbus am Donnerstag frischen Schwung verliehen. Sie setzten ihre jüngste Gewinnserie fort und kletterten bis auf fast 124 Euro. Damit überwanden die Papiere des Flugzeugbauers die Hürde im Bereich von etwas über 120 Euro und markierten den höchsten Stand seit rund drei Jahren. Sollten sie die Gewinne bis zum Handelsschluss halten und den Ausbruch damit bestätigen, könnte weiteres Potenzial entstehen. Das Rekordhoch von 139,40 Euro aus der Zeit kurz vor der Corona-Krise würde dann näher rücken.

Zuletzt behaupteten sie an der Spitze im Dax ein Plus von vier Prozent auf 123,82 Euro. Mit ihrem bisherigen Jahresgewinn von 11,2 Prozent liegen die Airbus-Titel nur knapp unter dem Dax.

Analysten sahen die Zahlen des Boeing-Konkurrenten unisono über den Erwartungen, wobei die meisten sich auf die Entwicklung im Schlussquartal 2022 fokussierten. Am Ausblick auf das laufende Jahr schieden sich indes die Geister. Auf ein negatives Echo stieß vor allem der in Aussicht gestellte, deutliche Rückgang beim Barmittelzufluss.

Für 2022 berichtete Airbus einen 13-prozentigen Umsatzanstieg. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) legte mit 16 Prozent noch etwas stärker zu. Unter dem Strich blieb ein Gewinnplus von rund einem Prozent übrig, obwohl Airbus wegen absehbar steigender Kosten für den Militärtransporter A400M fast eine halbe Milliarde Euro zur Seite legte. Die Dividende soll im Vergleich zum Vorjahr von 1,50 auf 1,80 Euro je Aktie steigen und damit ebenfalls etwas stärker als von Analysten geschätzt.

JPMorgan-Experte David Perry, der der Aktie bereits eine positive Kursreaktion vorausgesagt hatte, hob die Entwicklung der Verkehrsflugzeugsparte im vergangenen Quartal positiv hervor. Deren Marge habe besonders klar positiv überrascht, pflichtete Ian Douglas-Pennant von der Schweizer Großbank UBS bei.

Im laufenden Jahr peilt Konzernchef Guillaume Faury einen weiteren Anstieg des bereinigten Ebit von 5,4 auf rund sechs Milliarden Euro an. Der freie Barmittelzufluss vor Fusionen, Übernahmen und Kundenfinanzierungen dürfte jedoch deutlich zurückgehen: Die Airbus-Führung rechnet nun mit rund drei Milliarden Euro, nachdem der Konzern 2022 hier fast 4,7 Milliarden erreicht hatte. Da die Engpässe in den Lieferketten weiter bremsen, verschiebt Airbus den geplanten Ausbau der Mittelstreckenjet-Produktion zudem weiter in die Zukunft.

Der überraschend schwache Ausblick auf den Barmittelzufluss sei der einzige negative Punkt bei den Unternehmenszielen, urteilte JPMorgan-Experte Perry. Die avisierten drei Milliarden Euro liegen laut Jefferies-Analyst Philip Buller klar unter der bereits deutlich gesunkenen Konsensschätzung von 4,5 Milliarden Euro. Allerdings könne das Unternehmen eine sehr starke Bilanz vorweisen, so Perry weiter. Die Planung für die Auslieferungszahlen und das operative Ergebnis (Ebita) entsprächen zudem den in den vergangenen Wochen schon gesunkenen Erwartungen der Investmentbanker.

Analyst Stephan Bauer vom Bankhaus Metzler attestierte Airbus insgesamt einen recht vorsichtigen Ausblick. Doch übermäßig überraschend sei das angesichts der Herausforderungen bei den Lieferketten und zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr nicht, betonte er. Auch Chloe Lemarie vom Analysehaus Jefferies äußerte sich recht positiv zu den Unternehmenszielen - abgesehen vom Barmittelzufluss stimme der Ausblick zuversichtlich./gl/ajx/mis