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FRANKFURT (dpa-AFX) - Hiobsbotschaften aus gleich zwei Sparten haben die Aktien von Bayer am Montag auf eine steile Talfahrt geschickt. Der Agarchemie- und Pharmakonzern erhielt nicht nur einen neuen Tiefschlag im Glyphosatstreit in den USA. Schockierender noch ist Analysten zufolge der Abbruch der klinischen Studie mit dem Hoffnungsträger Asundexian.

Die Papiere sackten am späteren Vormittag bis auf 32,60 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit Sommer 2006. Zuletzt betrug das Minus 17,5 Prozent auf 34,22 Euro, womit Bayer nach Siemens Energy mit einem Minus von 29 Prozent im bisherigen Jahr 2023 schwächster Wert im 40 Unternehmen umfassenden Leitindex Dax ist. Dieser legte bislang zugleich um etwas mehr als 14 Prozent zu.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass Bayer in einem seiner noch offenen Glyphosat-Prozesse von einem US-Geschworenengericht zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar verurteilt wurde. In der Nacht zum Montag teilte Bayer dann mit, dass die Phase-III-Studie mit Asundexian vorzeitig abgebrochen wurde. Dieses Mittel galt bis dato als Nachfolge-Hoffnung für das Medikament Xarelto. In der Studie wurde Asundexian im Vergleich zu Apixaban bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko untersucht und letztlich nun eine unterlegene Wirksamkeit festgestellt.

"Der Konzern befindet sich damit in einer äußerst misslichen Lage", konstatierte Jürgen Molnar Kapitalmarktstratege von RoboMarkets. "Einerseits brechen potenzielle Einnahmequellen weg, andererseits gibt es neue potenzielle Kosten." Deshalb rechnet Molnar damit, dass diese Kombination den Aktienkurs auch in den kommenden Wochen noch belasten dürfte.

Beide Ereignisse seien ein finanzieller Rückschlag für Bayer und bedeuteten auch einen weiteren Vertrauensverlust, urteilte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Allerdings erwartet er, dass die Schadensumme im Glyphosat-Streit - wie in der Vergangenheit - noch "drastisch" reduziert werde. Zum Teil seien die Summen um mehr als 90 Prozent verringert worden, erinnerte er. Den Schaden durch Asundexian kalkuliert er unterdessen mit etwa ein bis zwei Euro je Aktie.

"Die Ankündigung zum Studien-Abbruch ist eine absolute Überraschung", schrieb Emily Field, Analystin bei der britischen Bank Barclays. Die Hoffnung auf einen Erfolg von Asundexian sei im April 2022 der Grund gewesen, warum sie Bayer hochgestuft habe. Da sich diese nun zerschlagen habe, sieht sie erhebliche Herausforderungen für das Pharmageschäft der Leverkusener. Entsprechend stufte sie die Aktie auf "Equal-weight" zurück und stampfte ihr Kursziel von 65 auf 40 Euro ein. Eine tiefere Bewertung sei jetzt angebracht, argumentiert sie und verweist auf Unsicherheiten für den weiteren Weg nach den Patentabläufen von Xarelto und Eylea.

Weitere Experten äußerten sich ähnlich. Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan sprach von einem "schweren Schlag", da Asundexian Umsatzeinbußen bei Xeralto und Eylea eigentlich hätte kompensieren sollen. Die Herausforderungen für den neuen Konzernchef Bill Anderson würden damit noch größer, schrieb Jefferies-Analyst Charlie Bentley. Die Pipeline sei schwach und Investitionen erforderlich, während Bayer zugleich unter einer hohen Verschuldung leide und weitere Rechtsstreitigkeiten in Sachen Glyphosat den Konzern belasteten./ck/ag/mne/jha/