(Neu: Details zur langfristigen Kursentwicklung und mehr Äußerungen von Goldman Sachs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Trauerspiel bei der Varta-Aktie geht weiter: Eine Verkaufsempfehlung durch Goldman Sachs inklusive Zweifeln an der Erreichbarkeit der Jahresziele brockte dem Batteriehersteller am Mittwoch den Absturz auf ein Rekordtief von 16,675 Euro ein. Dabei verloren die Aktien als SDax-Schlusslicht rund elf Prozent. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus inzwischen auf gut 25 Prozent, was einen der hinteren Plätze im Nebenwerte-Index bedeutet. Die US-Investmentbank Goldman Sachs halbierte ihr Kursziel für die Aktie auf 15 Euro.

"Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt" - diese zum Sprichwort gewordenen Verse von Johann Wolfgang von Goethe drängen sich beim Blick auf die wechselhafte Kurshistorie von Varta geradezu auf. Zum Börsengang im Oktober 2017 lag der Ausgabepreis der Aktie bei 17,50 Euro. Bis Anfang 2019 ging es dann vergleichsweise gemächlich bergauf. Dann begann der Höhenflug, der die Aktie - ungeachtet eines Rückschlags im ersten Quartal 2020, vor Ausbruch der Corona-Pandemie - Anfang 2021 auf ein Rekordhoch von rund 181 Euro katapultierte. Anleger der ersten Stunde konnten sich somit über eine Wertverzehnfachung freuen.

Auf diesem Niveau konnte sich Varta allerdings nicht behaupten: Spätestens ab November 2021 befand sich die Aktie auf dem absteigenden Ast. Im September 2022 brach sie nach der Aussetzung der Jahresziele ein, von rund 60 auf unter 30 Euro. In diesem Bereich konnte sie sich trotz zeitweiser deutlicher Rückschläge bis März dieses Jahres behaupten - dann ging es nach einer Kapitalerhöhung mit einer längeren Seitwärtsphase weiter bergab. Auch die Einigung mit Banken auf ein Umbaukonzept half dem Kurs nicht.

In den letzten Apriltagen legte Varta Eckdaten vor, denen zufolge das Unternehmen 2022 in die roten Zahlen gerutscht war, und senkte die Ziele für 2023. Verantwortlich für die schwache Geschäftsentwicklung ist vor allem die Sparte mit den unter dem Markennamen "CoinPower" firmierenden Lithium-Ionen-Knopfzellen, die Varta einst so viel Wachstum beschert hatte.

Mit deren Schwäche begründete Goldman-Analyst Philipp Konig auch primär seine nun negativere Bewertung der Aktie. Der Batteriehersteller kämpfe weiter mit Überkapazitäten für sein wichtigstes Produkt und drohe im laufenden Jahr die eigenen Ziele zu verfehlen. Denn diese setzten eine massive Erholung der Absatzvolumina von CoinPower voraus, die aber von noch unklaren Kundenentscheidungen abhingen.

Im profitablen Geschäft mit den Lithium-Ionen-Knopfzellen habe das Unternehmen im vergangenen Jahr Marktanteile verloren, betonte der Analyst. Dazu sieht er in anderen Bereichen kaum Ergebnisdynamik. Seine Schätzungen für den Umsatz und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) liegen nach eigener Aussage mehr als ein Drittel unter dem Marktkonsens.

Kritisch bewertet Konig außerdem die Unternehmensverschuldung, welche den notwendigen Investitionen für eine Expansion des Unternehmens in einem wettbewerbsintensiven Geschäft Grenzen setze./gl/ag/mis