(neu: Kurse nach Börseneröffnung, Deutsche Bank, Bernstein, Details)

NEW YORK (dpa-AFX) - Verfehlte Markterwartungen haben Tesla-Aktien am Donnerstag einbrechen lassen. Die Papiere des E-Autobauers büßten zuletzt fast zehn Prozent auf 219,22 US-Dollar ein und waren damit das Schlusslicht im Nasdaq 100 . Der Technologiewerte-Index gab leicht nach.

Tesla hatte seinen Umsatz nicht in dem Maße steigern können, wie von Analysten im Mittel erhofft. Zudem brach der Gewinn im vergangenen Quartal deutlich ein.

Der von Tech-Milliardär Elon Musk geführte Elektroauto-Hersteller stößt damit nach langer Rekordfahrt auf Hindernisse. Musk zeigte sich besorgt über das hohe Zinsniveau, das Menschen vom Autokauf abhalte. Tesla hält mit Preissenkungen dagegen, die wiederum die Profitabilität drücken. Deshalb versucht die Firma, "gnadenlos" ihre Kosten zu senken, wie es Tesla-Chefingenieur Lars Moravy ausdrückte.

Experten zogen ein ernüchterndes Fazit: Der E-Autopionier leide noch immer unter der Rabattschlacht, die er selbst losgetreten habe, schrieb etwa Börsenkenner Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets. Wer auf eine Stabilisierung der Margen gehofft hatte, sei enttäuscht worden. Zudem sei die Hoffnung groß gewesen, dass die Preissenkungen und Subventionen in Teslas Heimatmarkt die Nachfrage noch etwas stärker ankurbeln könnten.

Auch mit Blick auf die weiteren Perspektiven für die Tesla-Aktien äußerten sich Experten eher zurückhaltend. Teslas Gewinnrückgang im dritten Quartal und die vorsichtigen Kommentare zur Fahrzeugnachfrage verstärken seine Bedenken hinsichtlich der schwierigen Fundamentaldaten des Unternehmens für das nächste Jahr, schrieb Analyst Emmanuel Rosner von der Deutschen Bank. Hinzu kommen die Wachstumsaussichten für 2024, eine langsame und teure Einführung des Elektro-Pickups Cybertruck und ein ungewisser Zeitplan für die künftige Fahrzeugplattform.

Für den Experten Toni Sacconaghi vom US-Analysehaus Bernstein Research stellt sich sogar die Frage, ob die Tesla-Story vor dem Ende stehe und das Unternehmen nicht vielmehr ein ganz normaler Autobauer sei. Denn die Margen kollabierten und die Aktien werden dem Fachmann zufolge derzeit etwa mit dem 200-Fachen des vergangenen Free Cashflows gehandelt. Das heißt, die Papiere sind in seinen Augen erheblich zu teuer. Sacconaghi betonte, dass sich Tesla hinsichtlich seiner kurz- bis mittelfristigen Wachstumsaussichten deutlich zurückhaltender geäußert habe.

Analyst Joseph Spak von der Bank UBS hingegen vertrat die Auffassung, langfristig orientierte Optimisten könnten auf die angekündigten ersten Auslieferungen des um rund zwei Jahre verzögerten Cybertruck verweisen. Musk indes beklagte, dass der Produktionsanlauf für den Cybertruck lange dauere, weil das Fahrzeug so ungewöhnlich sei und man erst herausfinden müsse, wie man es baut. "Wir haben uns mit dem Cybertruck unser eigenes Grab gegraben", scherzte er in einer Telefonkonferenz für Analysten.

Aus charttechnischer Sicht sind die Papiere von Tesla nach dem Kursrutsch am Donnerstag erst einmal deutlich angeschlagen. Die Anteilscheine fielen unter alle viel beachteten Durchschnittslinien, welche die kurz-, mittel- und langfristige Entwicklung beschreiben.

Gleichwohl hat der aktuelle Rückschlag die Aktien von Tesla lediglich auf das Niveau von Mitte August zurückgeworfen. Seit Jahresbeginn gerechnet steht immer noch ein Plus von 78 Prozent zu Buche, wohingegen der Nasdaq 100 in diesem Zeitraum lediglich um 36 Prozent gestiegen ist. Das im November 2021 erreichte Rekordhoch von gut 414 Dollar ist aber weit entfernt./la/jkr/he