(neu: Kursentwicklung, weitere Kommentare)

NEW YORK (dpa-AFX) - Die Tesla-Aktien haben ihre jüngste Talfahrt am Mittwoch vorerst gestoppt. Schnäppchenjäger griffen nach den hohen Kursverlusten der vergangenen Tage zu. Die Aktien gewannen im frühen New Yorker Handel zuletzt 2,4 Prozent auf 111,69 Dollar, nachdem sie bis zum Vortag allein im Dezember gut 44 Prozent an Wert eingebüßt und die letzten sieben Handelstage in Folge mit Minus-Vorzeichen geschlossen hatten.

Ob die Aktien des Elektroautobauers zu aktuellen Kursen wirklich ein Schnäppchen sind, bleibt allerdings offen, schließlich ist Tesla an der Börse immer noch höher bewertet als etwa die drei deutschen Autobauer BMW , Mercedes -Benz und Volkswagen zusammen.

Am Vortag waren die Tesla-Anteile mit 108,76 Dollar noch weiter auf den tiefsten Stand seit August 2020 zurückgefallen. Belastet hatte die Ankündigung, die Produktion am wichtigen chinesischen Standort in Shanghai im Januar zeitweise zu stoppen. Dies werfe Fragen auf, denn die Fertigung würde dann länger stillstehen, als es für die Feierlichkeiten des chinesischen Neujahrsfests notwendig wäre, schrieb Analyst Matthias Volkert von der DZ Bank in einer aktuellen Studie. Tesla kämpfe mit einer ungewissen Absatzentwicklung am chinesischen Markt. Der Analyst senkte den fairen Wert für die Aktie von 295 auf 190 US-Dollar, rät aber weiter zum Kauf.

Mit Blick auf die jüngste Talfahrt der Papiere schrieb der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets, endlich hätten Shortseller, also jene Anleger, die auf fallende Kurse setzen, mit Tesla Geld verdient. Jahrelang seien sie von den Fans des Unternehmenschefs Elon Musk an der Leine durch die Manege geführt worden, nun aber füllten sich mit dem Kursabsturz der vergangenen Tage zumindest für sie zum Jahresende die Kassen. Nun gehe es darum, wann die Daueroptimisten wieder aus ihrer Deckung kämen.

Seit Jahresbeginn summiert sich der Kursrückgang bisher auf gut 68 Prozent, womit Tesla im Jahr 2022 zu den größten Verlierern im Nasdaq 100 gehört. Der technologielastige Auswahlindex hat im selben Zeitraum um gut ein Drittel nachgegeben. Sollten die Tesla-Aktien an diesem Mittwoch drehen und abermals im Minus schließen, wäre es der achte Tag hintereinander mit Abschlägen und damit die längste Verluststrecke in der gut zwölfjährigen Börsengeschichte des US-E-Fahrzeug-Pioniers.

Verantwortlich für den drastischen Kursrutsch der Tesla-Aktien sind nicht nur der geldpolitische Straffungskurs der US-Notenbank Fed mit seinen negativen Auswirkungen vor allem auf zinssensible Technologie-Aktien sowie die Sorgen wegen einer offenbar schwächelnden Nachfrage, sondern auch Unternehmenschef Elon Musk. Zur Finanzierung der Ende Oktober endlich vollzogenen, 44 Milliarden Dollar teuren Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter hat der Tesla-Chef und -Großaktionär allein zuletzt Tesla-Aktien für fast 40 Milliarden Dollar verkauft.

Viele Anleger kreiden Musk an, zuletzt vor allem mit umstrittenen Veränderungen bei Twitter Schlagzeilen gemacht und darüber Tesla vernachlässigt zu haben. Auch Musks Ankündigung vor Weihnachten, in den kommenden zwei Jahren wohl keine Tesla-Aktien mehr zu verkaufen und die Führung bei Twitter abzugeben, sobald er einen geeigneten Nachfolger gefunden habe, konnte die Investoren kaum besänftigen.

Der Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Online-Bank Swissquote zufolge hat Tesla das Vertrauen am Kapitalmarkt offenbar erst einmal verloren und der beeindruckende Lauf mit einer annähernden Verfünfzehnfachung des Aktienkurses in den vergangenen zwei Jahren ein abruptes Ende gefunden. Die Anleger seien nun gespannt, wie sich die drohende Rezession und die Konkurrenz durch andere Hersteller auf die Nachfrage auswirken und wann Elon Musk sich endlich wieder auf die Geschicke von Tesla fokussiere.

Die Marktkapitalisierung des Unternehmens ist von rekordhohen mehr als 1,2 Billionen Dollar im November 2021 inzwischen auf aktuell rund 353 Milliarden Dollar geschrumpft. Damit ist das Unternehmen zwar immer noch deutlich teurer als die drei großen deutschen Autobauer Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW, die umgerechnet zusammen etwa 200 Milliarden Dollar auf die Waage bringen. Doch der Abstand ist merklich geschrumpft, auch wenn die Konkurrenz - insbesondere die aus Wolfsburg - im Jahresverlauf ebenfalls Federn lassen musste./ajx/gl/la/mis/edh/he