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FRANKFURT (dpa-AFX) - Siemens hat am Donnerstag mit enttäuschenden Quartalszahlen für Ernüchterung bei den Anlegern gesorgt. Auch der Ausblick des Technologiekonzerns stieß auf wenig Begeisterung. Im Fokus stand die schwächere Entwicklung der Sparte Digital Industries, welche das Geschäft mit der Digitalisierung der Industrie bündelt. Dieses war in den vergangenen zwei Jahren noch sprunghaft gewachsen und zeigt nun Analysten zufolge eine Normalisierung.

Um die Mittagszeit büßten die zuletzt etwas stabilisierten Siemens-Aktien am Dax -Ende 6,7 Prozent auf 136,70 Euro ein. Sie rutschten damit auf den tiefsten Stand seit März ab sowie unter die 200-Tage-Linie als Indikator für den langfristigen Trend. Seit Jahresbeginn steht ein vergleichsweise bescheidenes Plus von 5,5 Prozent zu Buche. Der deutsche Leitindex ist im selben Zeitraum um mehr als 14 Prozent gestiegen.

Das dritte Geschäftsquartal von Siemens belegte eine Wachstumsabschwächung gegenüber dem Vorquartal. Laut Nicholas Green vom US-Analysehaus Bernstein Research verfehlten Umsätze und Margen in zentralen Unternehmenssparten die Erwartungen. Auch Gael de-Bray von der Deutschen Bank sprach von einer "ziemlich enttäuschenden" Entwicklung.

Mark Fielding von der kanadischen Bank RBC attestierte dem Konzern zumindest gemischte Zahlen. Das Industriegeschäft sei schwach gewesen und habe wegen Digital Industries und der Medizintechniktochter Siemens Healthineers die Erwartungen verfehlt. Auf Konzernebene hätten geringere Kosten indes bewirkt, dass die Ergebnisse unter dem Strich den Erwartungen entsprächen.

Trotz einer überraschend starken Entwicklung der Barmittel stehe unglücklicherweise die Sparte Digital Industries im Mittelpunkt, ergänzte Jefferies-Analyst Simon Toennessen. Andrew Wilson von der US-Investmentbank JPMorgan verwies hingegen darauf, dass die Auftragsentwicklung die Erwartungen deutlich übertroffen habe. Allerdings sei das nur Großaufträgen in der Sparte Mobility zu verdanken - also dem Geschäft mit Bahninfrastruktur, Schienenfahrzeugen und Straßenverkehrstechnik. Dies habe die Schwäche bei Digital Industries und im Geschäft mit intelligenten Gebäuden und Energienetzwerken (Smart Infrastructure) kaschiert.

Die Ziele für das Geschäftsjahr bestätigte Siemens insgesamt zwar, erwartet bei Digital Industries aber ein geringeres Umsatzwachstum als bisher. Auch die Marge dürfte hier leicht niedriger ausfallen als zunächst in Aussicht gestellt. Zudem berücksichtigt das Unternehmen bei seinem Ausblick auf den Gewinn je Aktie (EPS) vor bestimmten Kaufpreiseffekten für Übernahmen weiterhin nicht die schwächelnde Beteiligung am Energietechnikkonzern Siemens Energy . Die Konsensschätzungen für diese Kennziffer dürften sich deshalb als etwas zu hoch erweisen, glaubt Jefferies-Experte Toennessen./gl/nas/jha/