(neu: Verluste ausgeweitet, 100-Tage-Linie auch unterschritten)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein laut Händlern "desaströser Ausblick" hat den Aktien von Hypoport am Freitag einen Kurssturz eingebrockt. Um 17 Prozent ging es zum Schluss für die Aktien des Finanzdienstleisters bergab auf das niedrigste Niveau seit Mitte Januar. Das Jahresplus 2023 hat sich damit auf nur noch 15 Prozent mehr als halbiert. Dies Plus kann aber nicht über den Kurseinbruch des vergangenen Jahres hinwegtäuschen.

Die Hypoport-Gruppe ist ein Netzwerk von Technologieunternehmen für die Kredit-, Immobilien- und Versicherungswirtschaft - und bekommt so die derzeitige Flaute vor allem in der Immobilienbranche stark zu spüren. Nachdem Privatkunden schon seit vergangenem Sommer immer weniger Darlehen abschließen, rechnet Vorstandschef Ronald Slabke auch 2023 mit schwierigen Zeiten. Der Umsatz dürfte um bis zu zehn Prozent zurückgehen, beim operativen Gewinn (Ebit) hält das Management sogar einen Einbruch um bis zu 30 Prozent für möglich. Und: Selbst dafür müsse sich der Markt ein Stück weit normalisieren.

Vor allem der erwartete Ebit-Rückgang sei deutlich höher als die Konsensschätzungen, die bislang ein Minus von acht Prozent erwarten ließen, hieß es von Händlerseite. Die 2022er Resultate wurden am Markt als durchwachsen bewertet, denn der Umsatz verfehlte laut Händlern mit 455 Millionen Euro die Erwartungen, während das operative Ergebnis (Ebit) etwas höher gewesen sei als gedacht.

Noch im ersten Halbjahr 2022 hatte das Unternehmen auf seiner Kreditplattform Europace so viele Immobiliendarlehen vermittelt wie nie zuvor. Damals dürften allerdings auch viele Menschen sich noch schnell niedrige Zinsen gesichert haben, da ein Zinsanstieg bereits absehbar gewesen war.

Ab dem Sommer brach der Markt dann wegen steigender Zinsen ein. Besonders deutlich wurde das im vierten Quartal: Da erzielte Hypoport laut vorläufigen Zahlen gerade noch einen Umsatz von 88 Millionen Euro und damit etwa 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Vor Zinsen und Steuern sackte das Unternehmen sogar mit sechs Millionen Euro in die roten Zahlen.

Durch den Kursrutsch am Freitag trübt sich auch das Chartbild wieder drastisch ein: Als letzte Unterstützung wurde auch noch die 100-Tage-Linie gerissen, die den mittelfristigen Trend beschreibt. Mit den 21- und 50-Tage-Durchschnitten wurden weitere solche Indikatoren zuletzt schon unterschritten. Die langfristig relevante 200-Tage-Linie bleibt außen vor: Diese hat der Kurs schon seit Anfang 2022 nicht mehr berührt. Damals hatten die Aktien noch um die 500 Euro gekostet./tih/ag/mis/he